zu Besuch bei den Maya

Gepostet am Jul 19, 2013 in Alle Berichte, Belize, Geschichten sind Speisen für's Ohr.., Zentralamerika | Keine Kommentare

zu Besuch bei den Maya

Lamanai

Das abtauchende Krokodil

 

[14. – 16. Juli, Belize] Nachdem wir vor gut vier Jahren die überwältigenden kulturellen Überbleibsel der Azteken, ToltekenTula und allen voran Teotihuacan (!) im Norden von Mexico City und die mystischen Olmeken im Süden des riesigen Mexikos besucht hatten, neben den Inkas (Peru (!), Chile, Ecuador und Bolivien), Tiwanaku (Bolivien), bleiben (jedenfalls für mich Raphael) im Zentral- und Südamerikanischen Gebiet vor allem noch die Maya offen und unentdeckt. 

Maya …

Wissen über die Kulturen der Maya, die vorwiegend auf der Yucatán-Peninsula und damit den Ländern Mexico, Belize und Guatemala lebten, hatten wir bereits vor vier Jahren angehäuft. Ihre Siedlungen ziehen sich bis hinunter in das heutige Honduras und an den Pazifik nach El Salvador – viele antike Städte oder jedenfalls Stadtteile sind längst noch nicht ausgegraben und erforscht.  Leider blieb das dicke Notizheft, dass wir in Mexico angefertigt hatten zuhause; das könnte man heute gut gebrauchen. Bei unserem Besuch im Januar 2010 im Museo Nacional de Antropología in Mexico-City haben wir uns mindestens 6 Stunden die Beine vertreten und die Augen ermüdet – am Abend überlegten wir uns ernsthaft, ob wir am Folgetag nochmals gehen sollen-ein fantastisches Museum! Dieser Ort –  im Universitätsquartier dieser gigantischen Stadt gelegen – ist das grösste, beeindruckendste und wohl auch best ausgestellte Museum, dass wir je gesehen haben.

Nun, jetzt sind wir in einem Land, dass noch bis 900 n.Chr. mehrheitlich den Maya gehörte – einem wie sich auch zeigte, sehr kriegerischen und gewalttätigen Volk. Die Maya haben sich auch hier über das ganze Land ausgebreitet. Im Norden sind vor allem die ehemaligen Städte Lamanai (rund 30Km südlich vom heutigen Orange Walk Town) und Altun Ha (nur wenige Km nördlich von Belize City) nennenswert. Lamanai erreichte um 700 n.Chr. über 25’000 Einwohner während Caracol (rund 40Km südlich von San Ignacio gelegen) in seiner Blütezeit wohl mehr als 150’000 Einwohner (andere Quellen sprechen von 115’000) erreichte, damit so oder so eine der bedeutendsten Maya-Stadt überhaupt war. Daneben fast unbedeutend, aber nicht minder beeindruckend liegt nur etwa 14Km entfernt zur Grenze von Guatemala die Maya-Stadt Xunantunich, die ihrerseits in der späten Blütezeit um die 10’000 Einwohner erreichte und wohl zusammen mit der im heutigen Guatemala gelegenen Stadt Naranjo den westlichen Teil des Belize River kontrollierte. Auch Tikal, eine der bekanntesten Städte der Maya überhaupt liegt nur etwa 70Km entfernt von Xunantunich.

Mayan-Archaeological-sites-in-Belize-Map

(Bildrefrenz: http://mappery.com/map-of/Mayan-Archaeological-sites-in-Belize-Map, verändert)

Belize

Belize, ehemalig British Honduras, seines Zeichens bis am 21. September 1981(!) eine britische Kolonie besitzt auch heute noch britische Aspekte. Einerseits sagt man Belize nach, dass es im Besitze einer überdurchschnittlich stabilen parlamentarischen Demokratie ist, zweitens ist die offizielle Landessprache Englisch. Damit ist Belize das einzige Land in ganz Lateinamerika, dass offiziell Englisch spricht. Allerdings sprechen die meisten hier spanglish oder english-creol. Englisch-spanisch, gemixt mit english Slang, gemixt mit kreolisch und wohl noch ab und zu ein Maya-Wort…Man traut den Ohren kaum! =) Andere englischen Merkmale fallen auch ab und zu auf. So blieb der Kopf der Queen auf sämtlichen belizianischen Dollar-Bills bestehen.

belize-dollar-400

 

Für Traveler ist Belize, das kleine Land mit nur etwas über 320’000 Einwohnern, ein relativ einfaches Pflaster; von Belize City aus sind alle wesentlichen Orte in Belize innerhalb von 3-4 Stunden erreichbar. Belmopan wurde 1970 kurzerhand zur neuen Hauptstadt erklärt, weil Belize City an der Küste zu stark den immer wieder über das Land fegenden Hurricanes ausgesetzt ist. Belize ist nur rund halb so gross wie die Schweiz, besitzt keine hohen Gebirge und ist durch den Northern-  und Southern Highway gut erschlossen. Was die Bevölkerung betrifft ist Belize ein vielseitiges Pflaster. Der Hauptteil der Bevölkerung machen die Mestizen aus (Vorfahren: Weisse und Indigenas), rund 30% der Bevölkerung besteht aus Schwarzen und Kreolen (ursprünglich Sklaven und Saisonarbeiter aus umliegenden Ländern und der Nordkaribik). Einen besonderen Anteil machen die Garifuna aus (auch schwarze Kariben). Der Rest der Bevölkerung besteht aus Indern, Arabern und v.a. Chinesen, die fast alle Lebensmittelläden wie ein Monopol in ihrer Hand halten. Das speziellste und für unsere Augen immer wieder (irgendwie) faszinierendste Menschenbild ergibt sich aber aus demjenigen der Mennoniten – Altkolonier – deren Anzahl man hier auf etwa 15’000 schätzt. Mennoniten sind Weisse, mehrheitlich deutschsprachige (plattdeutsch/ deutsch und holländisch) Bauern und Handwerker. Sie stammen ursprünglich aus dem südwestdeutschen Raum (Deutschland, Schweiz) zogen zuerst nach Russland, danach nach Kanada. Während und nach dem zweiten Weltkrieg nach Mexico, Belize, Bolivien und Paraguay. Sie sind bis heute traditionell gekleidet: der Mann trägt Hemd, Hut und eine meist weit hochgezogene Hosen. Die Frau hat ein langes Kleid und oft eine nonnenartige Kopfbedeckung. Kontakt zu den anderen Menschen in Belize scheint höchstens durch den Handel ihrer Güter zu bestehen. Sie sind konservativ christlich und haben eine ebensolche Einstellung zu Mode, Technik, Medien und Lebensstil. Unter der sonst sehr farbigen Gesellschaft von Belize erscheinen die Mennoniten hier als spezielle Abwechslung.

 

Orange Walk Town und Lamanai

Unser Ziel war es eben, einige dieser Maya-Ruinen zu besuchen. Sicher auf unserer Maya-Wunschliste waren: 1. Lamanai, 2. Caracol, 3. Xunantunich. Dafür mussten wir aber unser schönes Inseldasein auf Caye Caulker aufgeben. So fuhren wir am Morgen des 14. Juli 2013 mit dem Caye Caulker Water Taxi nach Belize City, liefen mit Sack und Pack durch die unschönen Gassen von Belize City (die Einheimischen nennen es kurz Belize) zum Central Bus Stop. Dort stiegen wir in einen Chicken Bus, der Kofferträger meinte der weisse Bus da fährt nach Orange Walk Town – wir vertrauten ihm. Ein paar Minuten später sahen wir uns auf dem Northern Highway unterwegs – alles lief gut und wir machten uns auf eine 3.5-stündige Busfahrt gefasst. Dies meinten jedenfalls unsere beiden Sitznachbarinnen. Nach 90 Minuten waren aber bereits in Orange Walk Town – auch gut. Orange Walk Town stellte sich dann als Gespensterstadt heraus, aber es war halt auch Sonntag Nachmittag.

Am kommenden Tag: rund 2-stündige Bootfahrt, allerhand Wildlife unterwegs und zur Krönung die grossartigen Tempel von Lamanai! Mit dem Boot fuhren wir den New River hoch, schauten zuerst einem Klammeraffen zu, wie er die Bananen vom Boot holte, die wir ihm hinstreckten – schnell und flink war er!

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Danach fuhren wir los mit dem Motorboot, wir zwei und sechs Amerikaner. Hier in Belize, so ist jedenfalls unser Eindruck, gibt’s sowieso kaum andere Touris als US-Amerikaner. Naja, in der Low-Season mag uns das so oder so nicht richtig stören. Wie auch immer, sind wir mehrheitlich alleine unterwegs – die Chickenbuses werden wohl von den Amerikanern nicht gebraucht, die fliegen lieber.

So waren wir dann im Wirr-Warr des New Rivers unterwegs – den Weg hätten wir nie gefunden; hier eine Abzweigung, hier eine Verengung, die wir mit dem Boot durchfuhren, dann wieder eine scharfe Kurve nach links, gefolgt von einer Abzweigung nach rechts… Der New River teilt sich immer wieder – wir wären verloren gewesen, hätten wir da durch-navigieren müssen. Doch unser Guide Carlos wusste wo es lang ging. Unterwegs streiften wir die einzige Siedlung namens Shipyard, was eine Siedlung einer Mennoniten-Community ist.

Der New River wurde nach der Ankunft der Spanier im 16 Jh. mit grossen Schiffen durchfahren. Die Spanier und später die Britischen Kolonialherren durchforsteten die Regenwaldgebiete und schlugen die Mahagonibäume raus und konnten sie mittels Wassertransport verhältnismässig einfach an die Küste transportieren. Leider fiel auch hier fast der ganze Urwaldbestand der Gier der Europäer zum Opfer. Heute sind grosse Teile der Gebiete zwar dicht bewachsen, hier wird aber heute von Sekundärwäldern gesprochen.

Die Reise zu Lamanai, einer gut versteckten Siedlung, endet in der unglaublich langen New River Lagoon. Die New River Lagoon erstreckt sich von da an 48 Kilometer nach Süden, über den Orange Walk District heraus und wirkt wie ein langer Binnensee. Lamanai, was in der Mayasprache untertauchendes Krokodil bedeutet, war primär eine Handelsstadt der Maya. Der gute Zugang via Fluss zur Lagune war signifikant für den Handel zumal man zu dieser Zeit noch kaum gute Strassen baute. Lamanai ist deshalb auch besonders interessant, weil die Stadt zu denjenigen Kultursiedlungen gehört, die am kontinuierlichsten besiedelt war, nämlich von rund 1500v.Chr. bis zum Untergang der Maya-Kultur um ca. 800-900 n.Chr. 

 

Die Erkundung durch den teils dichten Wald war sehr aufregend, zumal die Tempel von der Lagune aus nicht ersichtlich sind. Einzig der Spitz des höchsten Tempels konnten wir von rund 200m vom Schiff aus sehen. Danach zogen wir durch den Wald und erkundeten zuerst den Maskentempel, danach den „Hightemple“, den Ballspielplatz und zu guter Letzt den Jaguartempel. Das Ballspiel ist uns auch bei den anderen Mesoamerikanischen Kulturen (Azteken, Tula, Teotihuacan etc.) immer wieder begegnet. Über das Ballspiel ist nicht viel bekannt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Spiel voller Rituale und Kulte war – bei Niederlage wären nicht selten die ganzen Verlierermannschaften den Götter geopfert worden.

Die Erkundung Lamanai’s war ein schönes Reisli und machte zugleich mehr Lust auf weitere Maya-Ruinen. Interessant ist, dass von der ursprünglichen Stadt Lamanai nur rund 10% der Ruinen ausgegraben sind, der Rest bleibt teilweise unter dichtem Wald, Büschen und Gras verschollen.

 

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