südwärts der vietnamesischen Küste entlang..

Gepostet am Feb 9, 2014 in Alle Berichte, Asien, Geschichten sind Speisen für's Ohr.., Viêt Nam | Keine Kommentare

südwärts der vietnamesischen Küste entlang..

Hôi An, Mui Ne und                                 …Ho Chi Minh City

[23. Januar – 7. Februar 2014]

Hôi An – ein schmuckes Städtchen an der Küste Zentralvietnams, welches zum Verweilen einlädt. Ohne viel vorzuhaben, verbrachten wir hier unbeschwerte Tage mit leckerem vietnamesischen Essen, Mojitos und Bier, dem Schneidern lassen von Anzug & Kleid, mit joggen und Erkundungstouren per Cyclo inmitten von Reisfeldern und mit nicht viel tun…     Im 730 Km südlicher gelegenen Mui Ne gönnten wir uns am Strand eine weitere Verschnaufpause, später ging’s in die Hauptstadt des Südens, nach Ho Chi Minh City.

 

Zugfahren im Trab und Galopp

Vorab hatten wir keine Zeit, über die bevorstehende Nachtzugfahrt von Ninh Binh in das rund 800Km südlichere Da Nang nachzudenken. Doch bereits die ersten Meter im Zuggefährt versprachen eine „aufregende“ Fahrt in vielerlei Hinsicht. Wir standen in der Dunkelheit neben den Doppelgleisen, als in der Ferne 3 Lokomotivlichter erschienen, die sich uns langsam aber stetig näherten. In einem Hardsleeper mit den gewöhnlichen sechs Liegen waren wir untergekommen – Hardsleeper hatte hier nochmals eine andere Bedeutung, als in China. Zugfahren ist in Vietnam keine schnelle Art zu reisen. Doch die haarsträubenden Nachtbusfahrten waren uns allmählich zu bunt geworden und deshalb hatten wir uns für die langsamste und wahrscheinlich auch sicherste Fortbewegungsart entschieden. Der Zug tuckerte mit gefühlten 40km/h (770 km in 14h = 55km/h) voran. Räphu hatte ständig das Gefühl, auf einem trabenden Pferd unterwegs zu sein, welches manchmal in Galopp überging – ja die Übergänge der Gleisabschnitte waren nicht ohne!

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Die ganze Nacht über erschreckten wir uns alle paar Minuten aus dem Schlummerzustand, wenn die Wagen kräftig zusammenstiessen, um kurze Zeit später wieder im Fluss des Gefüges weitergezogen zu werden – auch dies bescherte einem einen Ruck, welcher durch den ganzen Körper fuhr! Nach einer Nacht mit aufschreckenden Momenten, dem ständigen Risiko von der Pritsche zu fallen ausgesetzt und sich reflexartig festhaltend, hatten wir doch eine ganz schöne Scheibe. Unser Zugabteil teilten wir mit einem zypriotisch-englischen Paar, welches gerade ihren Honeymoon, also Flitterwochen angetreten hatten – ein Jahr soll die Reise dauern. Ausgelaugt von der Zugreise, kam es allen gelegen, dass wir nach Hoi An ein Taxi teilen konnten, statt einen Bus aufzusuchen, welcher uns irgendwo in Hoi An abgesetzt hätte.

Auch wenn’s eine raue Fahrt war, wir kräftig durchgeschüttelt wurden und danach nicht mehr ganz bei Sinnen waren, fühlten wir uns jederzeit sicher unterwegs. Meist im „Schritttempo“ fahrend, zumindest für Schweizer Verhältnisse, konnte auf der Strecke ohne Steigung nicht viel passieren, auch wenn es unseren Wagen unplanmässig abgehängt hätte.

 

Hôi An

[23. – 28. Januar 2014]

Hôi An hat eine weit in die Vergangenheit zurück reichende Geschichte. Der Kleinstadt heutige Erscheinung wird stark von den bereits früh ansiedelnden Chinesen und Japaner geprägt. Im 17. Jahrhundert waren fast alle Europäer, die in der Sehfahrt Rang und Namen erlangten, in Hôi An stationiert. Als die Ming-Dynastie In Beijing von den Qing abgelöst wurden (17 Jh.), flüchteten viele „Ming-Chinesen“ nach Hôi An und nahmen die Stadt quasi ein. Der Hafen versandete zunehmend und die grosse Bedeutung als zentraler Warenumschlag Zentralvietnams nahm konstant ab. Der Fortlauf der abwärtstendierenden Entwicklung der Stadt ist mit der zunehmenden Konzentration der Kolonialherren auf Da Nang begründet. Die Eisenbahn wurde an Da Nang gebaut und Da Nang selbst wurde von den Franzosen zur Hauptstadt der Provinz Annam ernannt.

Heute sind genau diese Gegebenheiten das grosse Glück Hôi An’s. Dank der überaus prägenden historischen Vergangenheit ist der Stadtkern unberührt geblieben und wurde zu einem grossen Teil bis heute erhalten. Dies unter anderem weil die Stadt auf Grund des Ausbleibens von ungeheurem Wachstum nicht verbaut wurde, wie es sonst fast allen asiatischen Städten ergeht. Ein weiterer glücklicher Zufall kam hinzu; Hôi An fiel als einzige Stadt nicht der gewaltigen Zerstörungswut des Vietnamkrieges zum Opfer und wurde damit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Alte Wohn- und Geschäftshäuser in Hoi An

Schlaraffenland – Hoi An, unser kulinarisches Paradies

Pure Mango-Säfte, frisches Gemüse nur kurz im Wok gedreht & Reis in den unterschiedlichsten Variationen mit Soja-Sauce und den jeweils hausgemachten fruchtigen Chili-, Fisch-, und Knoblauchsaucen.. alles was das Herz begehrt. Früchte und Gemüse scheinen hier besonders gut zu gedeihen, wie wir in den Gärten neben den Reisfeldern hinter unserem Guesthouse sehen. Ein Mango-Mania Smoothie mit Mango, Passionsfrucht, Banane und Ananas lässt zumindest für mich keine Wünsche mehr übrig.

Seit Tibet, also seit fast zwei Monaten haben wir kein westliches Besteck zum Essen mehr angerührt und sind mittlerweile sehr geübt, mit Stäbchen zu essen. Auch eine heisse Nudelsuppe mit Gemüse (mit endlos langen Nudeln) bereitet uns keine Mühe mehr und für uns bedeutet dies nun ein nochmals anderer Genuss, zu speisen. In Nepal hatten wir immer mit Löffel gegessen und einmal hatten wir das Curry mit Reis auch mit den Händen verspeist, so wies die Nepalesen auch tun. Dies war eine spezielle Erfahrung gewesen.

 

Chúc Mùng Nam Moi – Happy New Year Viêt Nam

In Hanoi, später in Ninh Binh, Hoi An und Mui Ne wurde geputzt, repariert, Häuserfassaden neu gestrichen, Pärke und Gärten gehegt, gepflegt und neu angepflanzt, Beleuchtungen montiert, Laternen aufgehängt und als letzter Schliff, blühende Pfirsichäste, Blumentöpfe in voller Pracht und Zwergorangenbäume in spektakulären Transporten hinten auf dem Motorrad nach Hause transportiert. Die Früchte des Zwergorangenbaumes sind Symbol für den Wunsch der Familie auf ein fruchtbringendes neues Jahr. Es heisst, dass alle Schulden bezahlt werden und alles ins Ordnung gebracht werden muss, um unbeschwert ins nächste Jahr starten zu können.

Für einen guten Start ins neue vietnamesische Jahr gehört ein Zwergorangenbaum zur Dekoration zu Hause - wie der Weihnachtsbaum bei uns!

Tết Nguyên Đán, zu deutsch „Fest des ersten Morgens“, kurz Tết ist der wichtigste vietnamesische Feiertag, das Fest des neuen Jahres nach dem Mondkalender.  Zu Tết reisen viele Vietnamesen zu ihren Familien nach Hause, besuchen Tempel und es werden eigene Festspeisen zubereitet. Gefeiert wird vom ersten Tag des ersten Monats des chinesischen Mondkalenders und einige machen ein bis zwei Wochen Ferien oder lassen das Familiengeschäft halbherzig weiterlaufen.

Im touristischen Mui Ne, wo wir uns während Tết aufhielten, erlebten wir die feierliche Stimmung der Vietnamesen. Doch gegen unsere Befürchtungen, waren auch am ersten Tages des neuen Jahres viele Beizli und kleine Läden geöffnet, und wir mussten nicht unser als Notfall angelegtes Trockenfutter im kleinen Hostelzimmer ohne Fenster verspeisen.

 

Mui Né – Ferien von den Ferien

[29. Januar – 5. Februar 2014]

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Unsere Faulenzergeschichte in Mui Né ist schnell erzählt. Den Ort kannten wir bereits und deshalb hatten wir kaum das Bedürfnis, die Gegend mit dem Motorbike zu erkunden. Wir begnügten uns wieder einmal mit einem vietnamesischen 1-Gang-Fahrrad und kamen so gut vorwärts. Die Tage verbrachten wir mit lesen, faulenzen, im Meer plantschen und liessen es uns rundum gut gehen. Die wärmenden Sonnenstrahlen schienen unsere fast eingefrorenen Seelen auftauen. Die Strapazen der kalten Abende und Nächte im Himalaya, all die kalten Duschen in Kathmandu und später in Tibet liessen uns unsere „Leiden“ schnell vergessen.

 

Ho Chi Minh City

[6./7. Februar 2014]

Die „Hauptstadt des Südens in Vietnam“ – Ho Chi Minh City – von den Vietnamesen meist immer noch Saigon genannt, erreichten wir in einer sechsstündigen Busfahrt von unserem Urlaub vom Urlaub in Mui Ne aus. Ho Chi Minh City ist das Vietnamesische Pendant zu Shanghai in China, weitaus moderner, grösser und westlicher als die Hauptstadt Hanoi. HCMC ist ein Meer aus Leuchtreklame, tausenden und abertausenden von Expathen, Backpacker und einem wilden Nachtleben, einem quirligen aber täglichen Verkehrschaos, dass sich aber wirklich verbessert hat im Vergleich zu 7 Jahre früher. Wenn man nicht wüsste wo man hier wäre, so würde man aus der reinen Beobachtung wohl eher auf Phuket in der Hochsaison schliessen. HCMC hat aber auch die gemütlichen Ecken, endlose viel Strassenbeizli wo man „Caphe Sue Da“ auf Liliputaner-Plastik-Stühlen konsumiert und einfach oft überwältigt den Millionen von Motorrädern zuschaut, die sich – das haben wir bei unserem jetzigen zweiten Besuch in Saigon festgestellt – je länger je mehr auch an Verkehrsregeln wie zum Beispiel Ampellichtsignale halten!

Nach einem kurzen Abstecher ins War Reminant Museum und zur Notre-Dame Kirche, kehrten wir dem District 3 wieder den Rücken und wandelten entlang der schönen von Bäumen gesäumten Parkanlagen wieder dem District 1 zu. Dort setzten wir uns nach dem Besuch in einer völlig überteuerten Bar (1 Saigon Beer 60’000 Dong, sonst kostet es zwischen 10-20’000), wo wir unseren Aufenthalt ohne Bestellung beendeten, wieder in unsere geschäftige Beiz in der Ecke, wo wir dem vietnamesischen Leben und emsigen Treiben bei einem kühlen Saigon Red zuschauen konnten.

Am nächsten Morgen verliessen wir HCMC mit dem Mekong Express, vers le nord. Cambodge, nous arriverons toute suite!

 

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