ungerwägs en ski im Richebachtal..

Gepostet am Feb 18, 2017 in Alle Berichte, Bern, Europa, Geschichten sind Speisen für's Ohr.., Mountains, per pedes, Schweiz, Skitour | Keine Kommentare

ungerwägs en ski im Richebachtal..

Oberhasli- Jungfrauregion – Skitouren in wunderbarem Ambiente

[21.-24. Januar 2017]

Vom Oberhasli hin zur nordöstlichen vom Hochmassiv tiefer gelegenen Jungfrauregion erstreckt sich das Reichenbachtal in südwestlicher Richtung ausgehend von Meiringen bis auf die Grosse Scheidegg. Letztere bildet die Wasserscheide zwischen der Aare im Oberhasli und der Schwarzen Lütschine in Grindelwald. Im Winter ist das Tal kaum erschlossen, es sei dem man verfüge über ein Auto mit 4×4 oder eines bepackt mit Schneeketten. Beides besitzen wir glücklicherweise nicht. Nichtsdestotrotz wurden wir vom lieben Freund Dani auf die Schwarzwaldalp gefahren, dessen und Moni’s überaus heimeliges Älpetli auf der Bidem wir als unser Heim für vier Tage nutzen durften. Auf der Schwarzwaldalp angekommen, zogen wir schwer beladen mit den Skiern hoch zum Hittelti (wie man auf oberhaslitiitsch zu sagen pflegt). Wir folgten dazu der Schneeschuhlöipe, deren Trassee eher wie eine Skitourenspuhr kaum ausgelaufen durch wunderbar tief verschneite Land- und Waldschaften führt.

Die Alphütte liegt oberhalb des Schwarzwaldes auf rund 1700m. Es gibt weder fliessend Wasser noch Strom, nur Holz, Feuer und Petrollampen, aber das ist genau was wir suchten. Wir trotzten so den tief unter Null fallenden Temperaturen (Sonntag Morgen wars um die -16 Grad).  Aber das Hüttenleben pendelte sich schnell ein, die Handgriffe wurden flink und wir nisteten uns ins heimelige Hüttchen ein und vermochten auch den kleinen Raum, der unser Ess-, Wohn und Schlafzimmer darstellte auf angenehme Temperaturen zu bringen. 

 

Reichenbachtal
Das Reichenbachtal ist als tiefer, aber dennoch hochalpiner Einschnitt zwischen der nordwestlichen Schwarzhorngruppe und den südöstlich auf der anderen Talseite aufragenden Hochalpen – meiner Meinung nach – eines der einzigartigsten und schönsten Täler der Alpen. Mit den höchsten Gipfeln nordöstlich vom Tal, des Schwarzhorns und des Wildgärsts und südöstlich davon den fein gezackten wunderschönen Engelhörnern über die weiter südlich eher eisdominierten Gipfel des Wellhorns, sowie das überragende Wetterhorn mit dem vorgelagerten Scheideggwetterhorn bietet das Tal ein weiter und viellfältiger Aktionsradius. Einige Klettertouren an den Engelhörnern gehört sicher zur „grande classe“ des Alpinismus.

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Einblick in Bergwelt ums Reichenbachtal mit gelben Sternern (Tourenziele) und blauem Stern Alp Bidem / source: map.geo.admin.ch, Schneesportlayer (rot: Wildruhezone)

Zum 100-jährigen Jubiläum der SAC Sektion Oberhasli im Jahre 2004 erschien eine Jubiläumsschrift mit vielfältigen und überaus interessanten Erzählungen von alten und jüngeren Clubmitgliedern. In dieser liest man das eine oder andere vom Reichenbachtal, unter anderem auch über die Brochhütte die etwas nordöstlich an der Schwarzwaldalp liegt. Diese Schrift findet man beispielsweise in der Finsteraarhornhütte wo sie mir und Sarah letzten Sommer den 2.5 tägigen Aufenthalt nach den schönen Touren um die Finsteraarhornhütte versüsste. Mich hatte die Schrift so in den Bann gezogen, dass ich die ganze las. 

Wichtige Information: Das ganze Gebiet unterliegt einer rechtsverbindlichen Wildruhezone. D.h. insbesondere Wintertouren sind im Rahmen der (noch) bestehenen Routen zu begehen. Es ist daher ein aktuelles Kartenblatt zu verwenden und ausserhalb der Routen (wie genau diese abgesteckt sind, weiss ich ehrlich gesagt nicht) darf man sich nicht aufhalten. 

 

ungerem Cheerhubel

[21.01.2017 – Tourentag 1: Scheidegg Oberläger – Wischbachtääli – Hornsee unterhalb Cheerhubel]
500 rauf, 500m runter
Wir waren etwas nach Mittag angekommen und als das gröbste eingeräumt war, gab es für uns schon kein Halten mehr. Die perfekten Schnee- und Wetterbedingungen lockten uns sodann auf unsere erste, wenn natürlich auch kleine Tour. Wir fellten 10cm vor der Hüttentür an und zogen los zum Scheidegg Oberläger. Eigentlich wären wir gerne zum Cheerhubel, dieser wurde aber aus dem aktuellen Kartenblatt als Wintertour gestrichen. Nach einem kleinen Abstecher ins Wischbäächtal und steil rauf in Richtung Cheerhubel fuhren wieder zur Hütte, die Bedingungen waren traumhaft, was die Vorfreude auf den nächsten Tag erst richtig aufkommen lies.

 

Grindelgrat

[22.01.2017 – Tourentag 2: Bidem – Schwarzwaldalp- Grindelgrat – Tschingel – Schwarzwaldalp – Bidem

1100m rauf, 1100m runter
Der Grindelgrat ist ein breiter Rücken der im Norden gegen Meiringen steil abfällt und sich gegen Westen über die Schwarzberge bis zum Wildgärst zieht. Der Grindelgrat hat eine maximale Höhe von 2390m und im Osten ist er begrenzt durch den Gipfel Tschingel

Der Aufstieg im unteren Teil war in der morgendlichen Kälte noch sehr eisig, die Schneelage, jedenfalls im mitteleren Teil nicht mehr so gut. Hier hat wohl der Wind bereits ganze Arbeit geleistet. Im mittleren Teil, im Radius der Alp Grindel, die auch im Winter für Reichenbachtal-Verhältnisse, eher überdurchschnittlich sonnig ist, war die Schneelage dann noch knapp genügend. Gegen oben hin westlich von Pkt 2168 gelangten wir nach einem steileren Stück (knapp unter 30 Grad) auf eine Zwischenebene, wovon der Grindelgrat sichtbar wird. Nach rund 3 Stunden standen wir fröhlich drauf. Nach dem hin- und wieder zurück zum Tschingel war die Abfahrt sehr genüsslich, jedenfalls im oberen Abschnitt!

Danach gab’s Kaffee im Hotel Schwarzwaldalp. Später fellten wir wieder an und stiegen auf die Bidem.

 

dr zahm Wildgärst

[23.01.2017 – Tourentag 3: Bidem- Wischbäächtäli – Wart – Wildgärst – Bidem]
1300 rauf, 1300 runter
Heute wollten wir hoch hinaus, der Wildgärst wartete. Dem Bach Geissbach folgend, wieder Richtung Scheidegg Oberläger, aber im Tal bleibend, zogen wir gemächlich hoch, dem Schwarzhorn entgegen. Die Bedingungen waren optimal, die kalten Temperaturen trotzten der Sonneneinstrahlung, so dass der Schnee schön pulvrig blieb. Richtung Schriberhirli wird der Aufstieg steiler und die eine oder andere Spitzkehre waren zu bewältigen. Bald mal waren wir im Schatten des Schwarzhorns angelangt und mit dem Passwind der von der Wart (Pass zwischen Schwarzhorn und Wildgärst) runter kam, wurde es beissend kalt. Oben auf der Wart angekommen bewunderten wir das Nebelmeer und die Aussicht bis zum Jura und weit in den Westen. Nach einer Pause mit Ostereier stiegen wir zu Fuss auf den Wildgärst (kein Schnee am Gipfelhang). Was für ein Panorama und was für ein glücklicher Tag, nur zwei weitere Tourenskifahrer haben wir heute gesehen, sonst nur Gemsen. Abfahrt von der Wart wieder durchs Wischbäächtäli war ein absoluter Traum bis zur Bidem!

 

über die grossi Scheidegg ufä Gemschbärg

[24.01.2017 – Tourentag 4: Bidem- Scheidegg Oberläger – Grosse Scheidegg – Gemschberg – Grindelwald]
1100 rauf, 1550 runter
Heute morgen gingen wir um einiges früher aus den Federn. Heute mussten wir das Hittelti auf Vordermann bringen und wollten dann mit dem schweren Gepäck bis auf die Grosse Scheidegg wo wir ein Depot machten. Wir waren etwas nach 08.00 Uhr gestartet und erreichten die Grosse Scheidegg ca. um 09:45 Uhr. Nach dem Abladen unseres Gepäcks, zogen wir in Richtung des Skilifts Howald (dorthin gibt es einen Weg, der auch im Winter meist sein Trasse zum Vorschein kommen lässt). Unterhalb der Wegmarke Schafläger stiegen wir auf Richtung Pkt 2017. Dorthin mussten wir die Skier abziehen und zu Fuss über ein Felsband zum zugefrorenen Bachlauf absteigen.

Danach in einem relativ steilen und total vereisten Hang hoch Richtung Nordosten in einzelnen Spitzkehren. Oben steilte es nochmals an, so dass wir die Skier wieder in die Hände nahmen und durch einen engen Kanal ein paar Meter zu Fuss aufstiegen. Dort gelangten wir auf eine Fläche die uns, nun in der Sonne angelangt, zu Punkt 2156 brachte. In Anbetracht des steilen Hangs, der ordentlich tief beschneit war (es hatte genau eine ältere Spur drin), fragten wir uns noch wegen der Sicherheit. Nach der genauen Analyse kamen wir aber überein, dass es machbar ist. In der Tat hatten wir aber ein bisschen ein mulmiges Gefühl und waren bemüht diese Passage schnell zu bewältigen. Der Hang wird wie im Tourenführer mit einer Linkskurve angeschnitten und man streift das mittlere Felsband unterhalb und gelangt auf das Felsband links oben wo der Hang abflacht. 

Oben wird das Gelände flacher, aber der Gipfelhang zog sich unglaublich in die Länge bis er oben auch nochmals ordentlich ansteilt. Etwas vor Mittag waren wir dann oben auf dem Gemschberg. Kurz vor dem Gipfel mussten wir die Skier wieder ausziehen, weil ein Steinband uns den weiteren Aufstieg verhinderte. Der Gipfel ist aber schön, die Aussicht auf die Wände von Wetterhorn, Schreckhorn, Finsteraar, Fiescher, Eiger und Mönch, sowie weit gegen Süden ist empfehlenswert. Die Abfahrt hingegen, jedenfalls oben weniger: Harsch, Pulver, Sulz, Stein..  Der Steilhang war dann in der Abfahrt das Highlight, wenn auch kurz. 

Wieder zurück an der grossen Scheidegg (wir traveriserten möglichst hoch im Hang unterhalb des Chiemattenhubla) und erreichten fast ohne „zu stöckeln“ wieder die grosse Scheidegg. Wir entscheiden uns danach die Piste zu nehmen, weil wir so schweres Gepäck hatten, dass die Abfahrt durch den Tiefschnee und die vielen Wasserläufe wohl zur Tortour geworden wären.. So liefen wir zur Bergstation Howald. 

Nach einem Kafi-Gügs in einem Restaurant unterwegs erreichten etwas nach 15.00 Uhr Mühlebach, wovon das Postauto nach Grindelwald Bahnhof fährt..

Wunderschöne Touren in einzigartiger und wunderschöner Umgebung. Das Hittelti war der Hit und wir konnten uns so in nur vier Tagen total entschleunigen…

Region: Bern, Jungfraugebiet, 4 Tage, 21.-24. Januar 2017 / Ski Schwierigkeit: WS+, Wegpunkte: Meiringen, Schwazwaldalp, Alp Bidem, Hornsee, Grindelgrat, Tschingel, Wischbäächtäli, Wart, Wildgärst, Grosse Scheidegg, Chiemattehubla, Gemschberg, Grindelwald Oberläger, Bärgelegg, Bort, Grindelwald/ Aufstieg: 4120m, Abfahrt: 4745m, Taxi bis Schwarzwaldalp, Landeskarte: 254-S Interlaken, 1:50’000

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