Shanghai 上海 – eine weitere Mega-City

Gepostet am Jan 26, 2014 in Alle Berichte, Asien, China, Geschichten sind Speisen für's Ohr.. | Keine Kommentare

Shanghai 上海 – eine weitere Mega-City

…unser Visum läuft aus…

[7. – 11. Januar 2014]

Mit einem Schnellzug sind wir am Morgen im düsteren, regnerischen und stark bewölkten Shanghai am  Shanghaier Westbahnhof angekommen. Shanghai war für uns eher Transitort, als Wunschziel, aber wenn man schon mal da ist… Trotzdem verbrachten wir 4 Tage in der Megacity.

Wie die riesigen Städte bald überall auf der Welt, so setzen sich auch in Shanghai’s Zentrum alle namhaften Unternehmen durch, die viel Geld und Prestige erwirtschaften – Kommunismus hin oder her… ;-) All die reichen Städte der Welt sind einander im Laufe der Jahre so unheimlich ähnlich geworden. Insbesondere unterscheiden sich deren Zentren kaum noch voneinander. Es reihen sich die diversen Banken, Versicherungen, Fast-Food, Mode-, Uhren-, Informations-, & Telekommunikationsgeschäfte aneinander – dies in einer unglaublichen Potenzierung ihrer Anzahl. Eine nicht gerade bereichernde Entwicklung, wie wir finden.

In Shanghai sind wir tagelang rumgelaufen und mit der Subway rumgefahren. An einem Tag sind wir in den Shanghai Zoo, weil man dort drei Panda-Bären sehen (kann) könnte. Es war allerdings etwas ein Reinfall, weil dieser doofe Panda den ganzen lieben Morgen nichts anderes zu tun hatte, als im entferntesten Teil seines Geheges mit dem Hintern zu uns und den Kopf durch seine Pfote zugedeckt da zu liegen und tief schlafend sich nicht zu bewegen. „Weiss der Gugger“ wo die anderen Zwei Pandas waren!? Der Zoo ist aber wunderbar gehalten und eine schöne grüne Oase, wenn man der Stadt mal etwas entfliehen will. An einem anderen Tag haben wir uns die Innenstadt angeschaut, sind entlang dem inneren Bund geschlendert, der Uferpromenade. In der Western Nanjing Road haben wir ein super feines Café gefunden und sind des öfteren dort hingefahren, weil unsere Beine immer wieder eine Zwangspause brauchten.

Für die Weiterreise hatten wir uns bereits am ersten Tag um Zugtickets nach Nanning gekümmert. Wir hatten beide gedacht, dass dies hier in Shanghai, der Wirtschaftsmetropole Chinas schlechthin, sicher einfacher sein würde als sonst wo.

Chinese help for getting to the airport

Beispiel eines wegweisenden Zettels, welchen wir der Taxifahrerin vor Augen hielten. So funktionierte es immer. Meist ist es in China selbstverständlich, dass die Taxifahrer den Taxometer laufen lassen. Doch oftmals ist eine fragende Aussprache von „tsching dabiaao?“ zur Absicherung nicht das Dümmste.

War es aber dann nicht, im Gegenteil. Mit diesem Zug stimmte etwas nicht, war er doch auf Wochen hin ausgebucht, was eigentlich unmöglich sein konnte. Nur Stehplätze waren verfügbar. Aber für 28 Stunden und unter der Vorahnung, dass wir in einem Zug voller Chinesen stehen, die sich rund um die Uhr verpflegen und rauchen war dies keine Option. Wir mussten zum ersten Mal auf unserer Reise zwangsläufig auf einen Flug ausweichen, weil unsere nicht bewilligte Aufenthaltsverlängerung uns bald mal einen Riegel schieben würde… Die Geschichte war von Beginn weg eine spezielle, zumal wir in Kathmandu bereits einen A4-Zettel mit einem Stempel und einem chinesischen Text in die Hand gedrückt erhielten: „this is your group visa“. Nach mehrmaligem skeptischen Nachfragen, ob dies denn auch für die Weiterreise von Lhasa nach China kein Problem sei, wurde Sherpa Sonam überaus gereizt und meinte bestimmt: „Do you think, we make bad business?“ Das Business, welches er macht, ist in keiner Weise „bad“, wir hatten eine super Tour in Tibet und alles hat wunderbar geklappt. Allerdings scheint es aber entgegen der Meinung Sherpa Sonams dann doch nicht möglich zu sein, ein Gruppenvisa in ein Single Tourist Visa zu ändern und dernach zu verlängern, auch wenn es die Option auf dem Visaverlängerungsformular in Beijing gäbe. Vielleicht kannten sie diese Möglichkeit in Beijing nicht oder hatten keine Lust für ein komplizierteres Verfahren – in solchen Situationen sind dann die Chinesen eher mühsam und stumpfsinnig… Nach der Ausreise aus China sind nun alle Spuren verwischt – in unseren Pässen gibt es auf jeden Fall keine Hinweise, dass wir uns jemals in Tibet und China aufgehalten hatten. Ein bisschen seltsam kommt uns das schon vor, ist doch neben der Ausweisung der Identität die Eintragung von Visas Sinn und Zweck eines Passes.

Das Phänomen der 1-Kind-Politik ist bei unseren Beobachtungen in China besonders aufgefallen.

 

Ein-Kind-Politik

Eine Realität, welche uns in den Grossstädten China’s stets begegnete. Aus der Beobachtung ist schnell feststellbar, dass da eine Generation von Einzelkindern heranwächst. Die „kleinen Kaiser und Kaiserinnen“ werden liebevoll umsorgt, diszipliniert, gefördert, überbehütet aufgezogen. Einerseits ist es schön zu sehen, wie sich Eltern ihren Kindern annehmen, sie sich mit aller Sorgfalt und Hingabe um sie kümmern, andererseits wird diese Generation von Einzelkindern wohl eine andere Sozialkompetenz entwickeln.

Dass ein Paar Nachwuchs bekommen darf, wird eindeutig als Privileg an Stelle einer Selbstverständlichkeit einer gewissen Lebensphase angesehen, denn in China muss ein Kind beantragt werden, bevor es gezeugt wird. Und dies selbstverständlich nach der Heirat!

Nur schwer vorstellbar ist die psychologische Belastung der Frauen und ihrer Partner, die durch die Vorgaben des Staates gegen ihren Willen ein Kind abtreiben müssen. Auf 100 lebend-geborene Kinder kommen 20-50 Abtreibungen. Während unserem Aufenthalt in China bekamen wir wiederholt Nachrichten auf unsere Mobiltelefone – Werbungen für Abtreibungen in nahegelegenen Institutionen – zugeschickt. Nicht zu übersehen sind in den Einkaufszentren und in jedem kleinen Quartierladen an konsumstrategisch wichtigen Orten Kondome zu sehr gut erschwinglichen Preisen.

Nicht vergessen haben wir beide nicht den Dokumentarfilm, welchen wir im Gymnasium im Fach Geographie zu sehen bekamen. Er handelte von China’s Ein-Kind-Politik und vor allem dessen Durchsetzung durch staatlich erzwungenen Schwangerschaftsabbrüchen in späten Stadien und Zwangssterilisationen. Offiziell nicht existierende Kinder, welche sich in Innenhöfen vor der Kamera und den lokalen Behörden verstecken mussten – wegen ihrer Illegalität, und wohl für den Rest ihres Lebens. Eine weitere schockierende Realität auf dieser Welt, welche wir seitdem nicht mehr vergessen hatten.

Das Eingreifen in die Selbstbestimmung der Menschen China’s versus Verbrauch der Ressourcen und Degradierung der Umwelt durch Konsum eines riesigen Staates wird in der Ein-Kind-Politik wohl immer einander entgegen stehen.

Was führte die chinesische Regierung dazu, die Geburtenzahlen zu kontrollieren?

Hungersnöte, Naturkatastrophen und Kriege hielten jahrhundertelang die Zunahme der chinesischen Bevölkerung in Grenzen. Erst nach 1949 begann ein explosionsartiges Bevölkerungswachstum. Um dem entgegenzuwirken, wurde 1979/1980 die Ein-Kind-Politik eingeführt, um Hungersnöte zu verhindern und einen wirtschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Ein-Kind-Politik nur in den Städten weitgehend durchgesetzt werden konnte, während sie in den ländlichen Regionen schon von Anfang an nur bedingt erfolgreich war. So gab es Ausnahmeregelungen, dass Bauernfamilien ein zweites Kind haben dürfen, wenn das Erstgeborene ein Mädchen war. Die nationalen Minderheiten waren gänzlich von den Einschränkungen der Bevölkerungspolitik ausgenommen.

Die Regelung wird nun zunehmend gelockert. Paare, welche selber Einzelkinder waren, dürfen nun zwei Kinder bekommen. Weitere Lockerungen der Ein-Kind-Politik werden seit dem Jahr 2010 erwogen, da sich vermehrt in der Wirtschaft der Mangel an Nachwuchs niederschlägt und sich soziale Folgen wie die Überalterung ausbilden.

In Verbindung mit der Tradition, die männliche Erblinie erhalten zu wollen, hat dies zu einer Ungleichheit der Geburtenzahlen zwischen Mädchen und Jungen geführt. 2009 kamen auf 100 Mädchengeburten ca. 120 Jungen – dies wird sich später als Frauenmangel zeigen, Männer werden keine Frau finden. Die chinesische Regierung hat deshalb ein Verbot erhängt, das Geschlecht eines Embryos vor der Geburt zu bestimmen.

Quelle: Wikipedia, verändert.

 

 

unser kurzer Rückblick auf China

Auch wenn es nochmals eine andere Erfahrung war, in einem riesigen Land wie China unterwegs zu sein, wo englisch eine Rarität ist somit die Kommunikation durchaus erschwert, konnten wir uns trotzdem recht gut durchschlagen. Ohne sich mit den Symbolen des Mandarin anzufreunden und für gewisse Vorhaben einen Zettel mit einer Botschaft in chinesisch vorzubereiten, geht allerdings nicht viel. Das Land bietet viele Geschichten, eine annähernd direkt fassbare, unwahrscheinlich schnelle Entwicklung der Wirtschaft und noch manchen Ort, den man im Land der Mitte besuchen könnte. China hat uns manchmal überrascht, oft verblüfft, manchmal auch etwas enttäuscht aber meist stehen die herzlichen und freundlichen Kontakte mit den Chinesen im Vordergrund, seien es die herzlichen Chinesen im Zug oder die Leute, die uns auf irgend einer „Organisationstour“ begegneten und halfen uns zuerrechtzufinden.

Nachdem wir jetzt bereits über zwei Monate in der Kälte unterwegs sind, freuen wir uns vor allem auf Wärme, kurze Hosen, Kaffee in einem Beizli am Strassenrand und Strand, Meer und grüne Landschaften. China ist definitiv eine Reise wert und so gross, dass es sich auch lohnen würde, ein weiteres Mal hin zu fahren.

Das riesige China hat uns auf irgend eine Weise fasziniert und berührt. China ist das Land mit unendlich vielen verborgenen Kulturgüter, einem mystischen Staatsapparat mit einer umso undurchschaubaren Wirtschaft und einer Entwicklung, die so rasant voran geht, dass viele Menschen kaum Schritt halten können. China ist aber auch das mystische Reich der Mitte, dass bis heute viele undurchschaubare und für uns zum Teil nur wenig verständliche Aspekte beinhaltet und uns immer wieder zum staunen verleitete.

 

拜拜 and 再见 CHINA

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