Vom Kiental ins Sefinetal

Gepostet am Jun 16, 2012 in Alle Berichte, Bern, Geschichten sind Speisen für's Ohr.., per pedes, Schweiz, Wandern T4+ | Keine Kommentare

Vom Kiental ins Sefinetal

Vom Kiental ins Sefinetal

Tour Datum: 16. Juni 2012 Tour Schwierigkeit: T4+
Strecke: Kiental Dorf 934m ü.M.– Tschingelsee – Griesalp – Gamchi – Sefinefurgge 2612m ü.M. – Rotstockhütte – Bryndli – Spilboden – Mürren – Trümmelbachfälle 901m ü.M.
Auf- und Abstieg: ↑ 1800 ↓ 1700m
Zeitbedarf: 08:00
Kartennummer: 1248 Mürren (1:25’000)

Zugang: Mit dem ÖV von Kiental Dorf/ Möglich, ja besser ist es, wenn man mit dem kleinen Postauto bis Griesalp fährt (fährt am morgen stündlich). Distanz von Kiental Dorf bis Griesalp ist nicht zu unterschätzen, Wanderweganschrift: 2h

Ab Mürren: Mürren via Gondelbahn nach Gimmelwald, da umsteigen und nach Lengwald / Alternativ, kann man natürlich bei genug Zeit noch mit der Gondel einen Abstecher auf’s Schilthorn machen.

Morgenhorn - Wyssi Frou - Blüemlisalphorn (v.l.n.r.)

Morgenhorn – Wyssi Frou – Blüemlisalphorn (v.l.n.r.)

 

Irgendwann musste der sommerliche Wander- und Tourenstartschuss abgefeuert werden. Nach der vorgestrigen Konsultation der Wetterprognose und den paar Telefon und sms- Sessions – ob sich jemand gerne mit mir Zeit für Berge und Bewegung teilen möchte – stand ich gestern morgen um 06.57 auf dem Bahnsteig in Thun und wartetete bis der langsame Postomat mir einen Geldschein auswarf.

Ich will hier die in latenter Weise geöffnete Frage auch gerade wieder beantworten und damit das Kapitel abschliessen: Ich war alleine unterwegs.

Dem Interregio nach Brig, der hält auch auf Verlangen, bin ich in Reichenbach im Frutigtal entstiegen und nahm das „Poschi“* nach Kiental. Ich habe nicht gefragt, ob ich ein anderes Poschi nehmen muss, dass bis nach Griesalp fährt – ich liess es einfach mal auf mich zukommen.

So hielt der Buschauffeuer in Kiental Dorf, öffnete ruckartig alle Türen und wünschte den 3 Passagieren einen schönen Tag – das hiess dann wohl: Abmarsch von Kiental, nicht von Griesalp.. Allerdings möchte ich hier der allgemein nützlichen Information wegen anfügen, dass es auch ein Poschi bis zur Giresalp gibt (am morgen stündlich, letzte Rückfahrt nach Reichenbach: 18.16 Uhr).

Ich lief dem prall gefüllten und tosenden Fluss Gornereroasser (unten ist’s dann die Chiene) entlang und erreichte nach einer guten halben Stunde den Tschingelsee, der im Moment reichlich Wasser auffangen und heruntertransportieren muss. Dem Tschingelsee entlang nahm ich kurz die Strasse und drehte fast am Ende des Sees Richtung Osten (links) ab, trat in den sogenannten Bärenpfad ein. Der Bärenpfad führt durch einen Wald entlang eines schönes Wasserfalls, gleichwohl sind gerade einige Höhenmeter zu bewältigen.

Von einem Senior, der mir entegenkam, bekam ich den Auftrag die Familie Zurbrügg zu alarmieren, dass auf der Weide eine Kuh am kalbern wäre. Leider habe ich die Kuh nirgends ausfindig machen können, trotzdem berichtete ich bei den Zurbrüggs angekommen, die gemütlich auf dem Balkon sassen, was ich sagen sollte. Sie meinten eher gelassen und unwissend das keine ihrer Kühe trächtig wäre, sie würden dann mal schauen gehen..

Ich lief ein paar Schritte weiter und war etwas oberhalb (nördlich) der Griesalp im Golderli angekommen. Dort entschied ich mich für einen Kaffeehalt. Als ich den Kaffee im schönen Restaurant Golderli bei Prachtswetter auf der Terrasse bestelt hatte, kam ein riesiger Schafsalpaufzug von der Giresalp her vorbei. Ich gab den Versuch, die Schafe zu zählen schnell wieder auf, aber es müssen weit über 100 gewesen sein.

So trank ich meinen Kaffee und verblieb noch etwas auf der Terasse, weil die Schafe exakt meinem geplanten Weg folgten. So folgte ich der Strasse nach Steineberg, die schlussendlich bis zur Alp Bürgli bei Pkt. 1617 führt. Leider musste ich mein Tempo ca. eine halbe Stunde lang drosseln, weil ich die Schafsherde schon ca. auf halbem Weg eingeholt hatte. Ab der Alp Bürgli zweigte mein Weg Richtung Sefinafurgga östlich ab und führte mich steil bergauf, eine Schotterstrasse führt nebenbei bis hin zur Alp Obere Dürrenberg.

Bis obere Dürrenberg ist die Flora schon prächtig ausgereift, das Gras saftig grün und die winterlichen Spuren sind bereits meistens verwachsen. Ab obere Dürrenberg sind allerdings die ersten Schneefelder (meistens von alten Lawinenkegeln auszumachen). So machte ich etwa 10 Minuten nach Obere Dürrenberg eine Pause. Ein Wanderkollege, der vom Schilthorn via Schilthornsattel, Rote Härd, und durchs Tal Telli kam, meinte es sei eine wunderschöne Wanderung im T3-Rahmen und er hätte die Steigeisen nicht verwenden müssen. Seine Wanderung werde ich auch machen, nachdem ich auf dem Schilthorn mein Frühstücksgutschein eingelöst habe. Nach ein paar Worten und Geschichten von der Umgebung war Weitergehen angesagt.

Weiter geht’s nun über Schnee, der Bergweg und auch die Bergwegbeschilderung sind bis hinauf zur Sefinafurgga noch nicht in Erscheinung getreten. Je weiter nach oben, desto mehr Schnee hat’s. Das Tal wird etwas enger und gleichzeitig steigt nun auch der Weg, so dass ich mich entschied, die Steigeisen anzuziehen. Eine sehr gute Idee! Im Schlussaufstieg zur Sefinafurgga, der es auf dem direkten Weg noch in sich hat, ist es ohne Steigeisen im Moment noch kaum möglich. Insbesondere ist ein Treppenteil oben noch ganz zugeschneit und die Passage relativ ausgesetzt (man würde mind. 200m runterfallen, wenn man dort ausrutschte).

Bisher war noch niemand oben, so kann ich stolz verkünden, dass ich die Sommersaison für die Sefinafurgga eröffnet habe (zugegeben, vielleicht waren vor dem letztwöchentlichen Schneefall schon Leute oben!?). Als ich oben ankam, sah ich ein weiterer „Hikr“, der ebenfalls mit Steigeisen meinem Weg folgte.. Ich stieg noch etwas weiter nach oben gegen die vordere Bütlasse, wäre gerne noch nach oben gegangen. Aber so alleine und mit der bestehenden Schneequalität (durchgenässt und sehr rutschig), liess ich es sein und verschob Bütlasse auf einen späteren Zeitpunkt.

Nach einem kurzen „Gipfeltee“ marschierte ich wieder mit den angeschnallten Steigeisen ab. Zwischenziel war die Rotstockhütte. Im oberen Bereich der Sefinafurgga ging’s los im zick-zack, sehr bedacht dass der Tritt hielt, jedes mal wenn ich das Eisen in den Schnee rammte. Zum Glück sind nur die etwa ersten 100 Hm so steil, sonst hätte es mir wohl noch etwas Angst gemacht.

Im unteren Teil (d.h. ab etwa 2460m ü.M.) kommt man bei diesen Bedingungen im alpinen Skistil runter. Schritt- Rutsch – Schritt- Rutsch – Schritt- Rutsch- Schritt- Rutsch- mpf mpf mpf mpf mpf .. mpf mpf mpf mpf  – wie eine alte Dampflokomotive bis hinunter zum Pkt. 2313 wo noch jede Menge Schnee liegt. Dort apert es aber rasant aus und ein durchgängiges Laufen mit Steigeisen ist nicht mehr nötig. Nach dem Ausziehen der Steigeisen folgte ich den wieder ersichtlichen Bergwegpfaden, linkerhand ist eine Abzweigung zum Schilthorn – nein ich wollte den Kaffee in der Rotstockhütte zu mir nehmen, rechterhand zweigt der Weg Richtung Rotstockhütte (Mürren / Stechelberg).

Etwa eine halbe Stunde später bediene ich mich im Self-Service mit einem halben Liter Holundesirup und einem Instantkafi mit Sahne und viel Zucker und geniesse die starke Sonne.

Der Rest ist schnell erzählt: Von der Rotstockhütte dem Bergweg Richtung Mürren / oder Stechelberg folgen (Mürren 2h). Richtung Mürren gibt’s zwei Highlights: 1. die unglaublich schöne etwas andere Sicht auf’s berühmteste Dreigestirn, 2. Die Waseneggflanke bricht beim Queren des Sefinentals etwa 800 Meter direkt ins Tal herunter, was einen super Ausblick ins Tal bietet.

In Mürren nahm ich die nächste Gondel nach Gimmelwald und nach dem Umsteigen auf die Gondel in’s Tal. Hier wird das GA voll angerechnet, d.h. man muss hierfür keinen Cent mehr ausgeben.

Fazit: 
– Super Wanderung, die nicht so viel begangen wird
– Realtiv lange Wanderung (Wanderwegbezeichnung: Kiental – Mürren addiert: 8.50h).
– Kann abgekürzt werden (Bus bis Griesalp = 6.50)
– Meine Zeit: Mit Pausen 8h (relativ zügig unterwegs)
– Im Moment ohne Steigeisen nicht zu empfehlen (Sefinafurgga Westseite und Ostseite (oberste 100-200Hm) sind zu steil und ohne Stiegeisen hat man keinen Halt).
– Später im Sommer sehr gute Alternative für mitunter auch noch auf die Bütlasse zu gehen (für gut ausgerüstete, bergafine Tourer)

Unter heutigen Bedingungen ist die „Wanderung“ hinsichtlich den Schwierigkeitgrad höher zu bewerten, als unter „normalen“ sommerlichen Bedingungen (ohne Schnee).

* Postauto (gängiger bernischer Ausdruck für dieses Gefährt)

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.