Galenstock – vom Sustenpass und über Nepali Highway

Gepostet am Jul 21, 2015 in Alle Berichte, Bern, Europa, Hochtour, Klettern I-III, Mountains, per pedes, Schweiz, Uri, Wallis, Wandern T4+ | Keine Kommentare

Galenstock – vom Sustenpass und über Nepali Highway

unterwegs in den Berner, Urner und Walliser Alpen

[12.-15. Juli 2015]

ein Sporn führt uns zum Gipfel des Galenstocks

Als wir vor drei Jahren auf dem Sustenhorn waren, hatten wir damals einen weiteren schönen Gipfel und seine spannende Route erspäht – der Westgrat des Gwächtenhorns. Nun fühlten wir uns der Herausforderung gewachsen. Nässe und Nebel verhinderten jedoch die Besteigung. Doch da wartete noch ein schöner Urner Berg auf uns. Von dessen Südgrat führt ein abfallender Sporn nach Südosten runter, genau dort wollten wir hoch, auf den Galenstock. Natürlich waren wir mit ÖV unterwegs, da uns dadurch das Erlebnis intensiver und sinnvoller erscheint. Im Anblick der abschmelzenden Gletscher wollen wir unbedingt CO2-minimal unterwegs sein. Hoch über den Gräte, den Bergen, über Lücken und an einem ganz anderen Ort wieder runter, das ist ein Bergerlebnis, welches uns im Ganzen sehr entspricht.

zur Tierberglihütte am Steingletscher

[12. Juli 2015] Mit dem Postauto gelangten wir am Sonntag gegen Mittag an der Haltestelle Steingletscher an. Die Umgebungstemperatur war auch hier in der Höhe überdurchschnittlich hoch. Ohne abkühlenden Wind nahmen wir mit dem Hochtourenrucksack bepackt den Weg zum Parkplatz Umpol unter die Füsse. Der Sonntag war in vollem Gange;  Geniesser, Spaziergänger, ältere Menschen, die die kühle Bergluft suchten, Kinder am klettern, Bergsteiger im Abstieg, wenige mit uns im Aufstieg – alle verfolgten sie ihre individuellen Ziele. Der Aufstieg gelang uns ohne grossen Effort, auch weil wir viel Zeit hatten und irgendwo im Aufstieg ein kleines grünes Plätzchen nutzten, um uns einen ausgedehnten Mittagsschlaf zu gönnen. Bei der Tierberglihütte angekommen, genossen wir das erfrischende Panorama auf den Steingletscher, Susten- und Gwächtenhorn bei einem Kaffee. Das Wetter verschlechterte sich im Laufe des Nachmittags stetig. Die Prognose wurde auch eher schlechter, doch wir blieben zuversichtlich, da kein Niederschlag für die frühen Morgenstunden angesagt war…

 

Sustenlimi, Gwächten- & Sustenhorn links liegen gelassen

[13. Juli 2015] War.. Beim Aufstehen hörten wir den Wind und Regen an die Hütte prasseln. Nur ein kurzes Schlechtwetterintermezzo oder ernst Westgrat-verhinderndes Wetter?

Für uns stellte sich heraus, dass es Zweiteres war. Es regnete, dichter Nebel verdeckte uns gar die Sicht auf den Gletscher und es zog böig um die Hütte. Dunkelheit und Nebel – zumindest einer von beiden musste verschwinden, dass wir uns nach draussen wagen wollten. Immer noch in hoffnungsvoller Erwartung auf Wetterbesserung, streckten wir in der Hütte nochmals die Beine, doch das Wetter besserte bis halb sechs nicht. Plan B war angesagt, was soviel bedeutete den Westgrat auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Über den immer noch gut eingeschneiten Gletscher stiegen wir auf der Normalroute gegen das Sustenhorn auf. Sollte sich das Wetter bessern, würden wir mal auf das Gwächtenhorn steigen, einfach halt über den Gletscher. Der Nebel war mal dicht, mal lichtete sich die Sicht wieder, der Niederschlag, vorwiegend aus dem dichten Nebel, war überaus feucht, aber die Temperaturen waren mild. Sarah forderte einen Abstecher auf einen der nahegelegenen Gipfel, doch ich hatte absolut keinen Bock auf das Trauerspiel ohne Aussicht und als Richtung Sustenlimi der Wind zunahm, entschieden wir einvernehmlich auf den direkten Übergang über die Sustenlimi. Bei sehr limitierender Sicht nutzen wir gar iphone und google maps zur Navigation. So fanden wir die Sustenlimi und stiegen die rund 10m über den feuchten und rutschigen Fels hinüber in den Kanton Uri. Hier blies der Wind unerbärmlich und wir machten uns nach dem Verlassen des Brunnenfirns schnell auf die Beine, die Chelenalphütte zu erreichen. Man kann den Firn direkt unterhalb des Punkts 2974 verlassen und von da an findet man regelmässige weiss-blau-weisse Markierungen, die zur schön gelegenen Chelenalphütte führen.

die Chelenalphütte SAC aus einer Nebelschwade zum Vorschein gekommen

die Chelenalphütte SAC aus einer Nebelschwade zum Vorschein gekommen

Bereits um 9.00 waren wir bei der Chelenalphütte und wurden herzlich, wenn auch etwas erstaunt, empfangen. „Kommt rein und trinkt einen Kaffee!“ Dies taten wir gerne. Obwohl wir im Kanton Uri angekommen waren, wurde in der Chelenalphütte rätoromanisch gesprochen. Ja die Schweiz ist klein und facettenreich. Später genehmigten wir uns einen ausgedehnten Mittagsschlaf und genossen danach Bündner Wurst oder Käse mit Brot. Das Wetter besserte sich gegen Mitte Nachmittag in den Niederungen des Chelenalptals und wir stiegen zum unteren Klettergarten ab, um etwas Bergschuhklettern zu trainieren. Über plattigen Granit in doch eher schwierigen Bergschuh-Kletter-Routen konnten wir aber viel Selbstvertrauen tanken. Ohne es bis heute zu wissen, sassen wir gegenüber von Sherpa und Frau und unterhielten uns unter anderem über ihre abenteuerliche Tour (]http://www.hikr.org/tour/post96596.html Sustenhorn Ostgrat]). Wir genossen den Abend bei gutem Essen und nicht all zu voller Hütte und eine sehr ruhige Nacht bei Tiefschlaf!

 

in reizvoller Bergwelt & deren Terrain über einen Bergkamm

[14. Juli 2015] Heute hatten wir etwas vor: Rund 15Km und 1289Hm Aufstieg und 1140Hm Abstieg. Die Wetterbesserung spornte uns an. Beim Abstieg von der Chelenalphütte hatte es noch etwas Nebel oberhalb rund 2600m. Talauswärts lichtete sich der Nebel und machte der Sonne Platz. Wir trennten uns mit guten Wünschen von den zwei Sherpas und stiegen den interessanten Wanderweg Richtung Winterberg und Dammahütte hoch. Oben bei der Abzweigung zur Dammhütte gönnten wir uns eine Pause. Danach stiegen wir oberhalb des südlichen Ufers des Göscheneralpsees mit schönem Panorama Richtung Osten bis Älprigenplangge. Dort dreht der Weg Richtung Süden mit dem Zwischenziel Lochbergpass/Lochberglücke. Die 900Hm musste wir uns vor allem im unteren Abschnitt erkämpfen. Bei sommerlichen Temperaturen und nicht gerade geringer Steilheit erreichten wir auf wunderschönem Weg die Älprigenplatten – vom Gletscher schön abgeschliffene Granitplatten, die man mehrheitlich direkt übersteigt.

als ob der Gletscher gerade vorgestern verschwunden wäre - abgeschliffene Felsen (Älpergenplatten), über Terrassen führt der Weg nach oben

als ob der Gletscher gerade vorgestern verschwunden wäre – abgeschliffene Felsen (Älpergenplatten), über Terrassen führt der Weg nach oben

Auf der Höhe Älprigensee querten wir einige Schneefelder und unwegsame (weil oft noch durch Schnee verdeckte) Granitblöcke. Auf der Höhe 2700 dreht der Weg Richtung Osten und die Schilder des blauen Wegweisers und ein spitziges Granitohr markieren den Übergang der Lochberglücke auf 2865m. Eine wunderbare Aussicht auf den Galenstock und einige Walliser 4000er eröffnete sich uns da. Der Lochbergpass, weil nicht gratis und des wunderbaren fast hochalpinen Flairs wegen, fühlte sich irgendwie wie ein Gipfelerlebnis an. Wir legten uns etwas hin und schliefen ein bisschen..

Der Abstieg führte uns über einige Schneefelder knieschonend bis zu den Seelein bei Punkt 2435. Dort zieht sich der Weg mit den nun doch etwas müden Beinen unterhalb des Sunnigbergs durch und über viel Geröll von Süden her auf den Felssporn, worauf sich die Albert-Heim-Hütte befindet. Wir genossen den lauen Sommerabend auf der Terrasse der Albert-Heim-Hütte und erhaschten des öfteren eine Blick auf den Galenstock mit seiner wuchtigen Gipfelwächte – was für ein Berg!

Heute wurde uns erst bewusst, dass wir unter gegebenen Umständen die Route etwas besser hätten planen können. Wären wir am Tag zuvor nicht in die Chelenalphütte, sondern direkt in die Dammahütte weiter gewandert, hätten wir uns für Tag drei genau so viel Weg gespart, dass wir nicht zur Albert-Heim-, sondern zur Sidelenhütte hätten laufen können. Von der Chelenalp zur Sidelen wäre bei aller Güte in Anbetracht, dass wir am Tag darauf den Galenstock überschreiten wollten, doch etwas übertrieben gewesen.

Jetzt, bei der Feinplanung des morgigen Tages realisierten wir, dass der Übergang zur Sidelenhütte bereits einen gewissen, nicht zu unterschätzenden Effort mit sich bringen würde. Man sagte uns, bei schnellem Gehen würden wir um die 2h aufwenden müssen, in der Dunkelheit vielleicht etwas länger. Der schnellste Weg dahin führt über den sogenannten Nepal Highway. Der Führer Urner Alpen 2 veranschlagt 5-6 Stunden vom Furkapass auf den Galenstock, was doch etwas näher liegt als die Albert-Heim Hütte. Wir entschieden uns für ein frühes Ablaufen, auch weil wir das allenfalls heikle Gipfelfirnfeld nicht zu spät begehen wollten.

Nach drei Tagen mit minimaler Körperpflege gab es noch eine Überraschung am heutigen Tag. Auf einem Felssporn hinter der Hütte gab es einen schwarzen Gartenschlauch, welcher wohltemperiertes Wasser zu Tage förderte. Natürlich war es dennoch eine sehr erfrischende Sache mit dem Bergwind auf 2500m Höhe, aber danach waren wir wie neu! Und die Aussicht währenddessen, auch ein Erlebnis..

 

Nepali Highway und Gipfelsturm über den Sporn auf den Galenstock

[15. Juli 2015] Als kurz nach 3.00 der Wecker im leisesten Ton im Schlafsack los ging, waren wir sofort parat, fokussiert auf das heutige Vorhaben. 4.05 verliessen wir nach dem (Sehr)frühstück mit den Stirnlampen am Kopf die doch etwas veraltete Albert-Heim Hütte und stiegen zuerst runter zum Tiefenbach, der in tieftonigem Rauschen den lauen, ansonsten stillen Morgen durchbrach. Erkenntnis: in der völligen Dunkelheit können laut raschende Bergbäche einen bedrohlichen Eindrucken machen. Nach der Brücke führte uns der Weg steil auf der westlichen Seitenmoräne des Tiefengletschers hoch auf das Chräiennest. Oben angekommen, die Dämmerung liess noch auf sich warten, stiegen wir über unwegsame Granitblockfelder in die Flanke des östlichen Ausläufers des Klein Bielenhorns. Dieser Übergang ist etwas zeitaufwändiger, weil man sich doch ab und zu mal halten und an einzelnen Blöcken etwas hochziehen muss (T4). Der Weg dreht gegen Süden und steigt gegen den Schluss dann doch noch etwas an. Bei der Sidelenhütte angelangt, gönnten wir uns – sehr gut im Zeitplan (1h50Min) – einen break. Es dämmert und der von der Ferne etwas angsteinflössend aussehende SE-Sporn begann in den ersten Sonnenstrahlen orange zu leuchten.

buddhistische Gebetsfahnen flattern im Wind - hier endet der Nepali-Highway, welcher die Albert-Heim-Hütte mit der Sidelenhütte verbindet..

buddhistische Gebetsfahnen flattern im Wind – hier endet der Nepali-Highway, welcher die Albert-Heim-Hütte mit der Sidelenhütte verbindet..

Nach einer kleinen Verpflegung stiegen wir zum Sidelengletscher runter. Nach dem Anschnallen der Steigeisen und Anseilen führten wir uns zuerst über Schneefelder hoch auf den ersten Aufschwung des Sidelengletscher, der zur Zeit noch nicht aper ist. Der Firn zeigte sich als guten, harten Trittfirn, teilweise etwas mit eisigen Passagen durchsetzt, die aber keine Probleme verursachten. Auf dem Sidelengletscher drehten wir nach dem Hannibal (Pkt 2882) Richtung Norden, wo der Gletscher ansteilt. Zwischen 2960 und 2980 überquerten wir ein kurzes Felsband. Danach steilt der Firn von rund 30° auf bis zu 45° beim Übergang auf den Sattel vor dem Sporn bei 3000-3020m ü.M. an. Wir erreichten den Sattel und erste Sonnenstrahlen trafen uns frontal, die wir aber gerne entgegennahmen. Nun drehten wir ins letzte steile Firnfeld vor dem Einstieg in den Fels, welches wir auf allen Vieren emporstiegen. Die Passage ist nur kurz und kaum ausgesetzt. Der Übergang zum Felsen bescherte uns keine Mühe und wir machten etwa 20m oberhalb des Einstiegs in den Felsen eine kurze Pause.

Dank den sehr gut dokumentieren Berichten hatten wir bei der Routenfindung keine Probleme. Flüssig kletterten wir dem Sporn entlang. Nach dem gerölligen ersten 20Hm stiegen wir entsprechend den guten Dokumentation rechts in einer kleinen Verschneidung hoch. Danach drehten wir mit einfacher Kletterei direkt auf dem Rücken weiter in Richtung des roten Turms. Doch vorerst fanden wir eine senkrechte Passage, die zuerst einen Messerhacken, und nach wenigen Metern gegen Rechts zu einen ersten Bohrhaken aufweist. Ich stieg vor und nach den ersten noch etwas wagen Griffen und Tritten führte die Kletterei um die Ecke und nach ca. 20m erreichte ich den ersten Stand. Sarah stieg wacker nach und nur gefühlte wenige Minuten später standen wir wieder beieinander. Danach folgte schöne, einfache Kletterei, wobei wir am „mittellangen“ Seil gut ohne viel konkrete Absicherung weitersteigen konnten. Wir erreichten den von weitem definitiv als Schlüsselstelle wahrgenommenen roten Turm. Wiederum sind es die ersten paar Griffe und Schritte, die etwas wage sind, danach und nach dem Einhängen des ersten Express im roten Turm machte die Kletterei wieder richtig Spass. Der rote Turm wird in den ersten 15Hm von rechts unten nach links oben erklettert, doch dann steigt man um seine linke Kante und gelangt wiederum über einen Bohrhaken in einen Kamin, den man von Weitem natürlich nicht sehen kann (weil er aus der Betrachtungsrichtung direkt „hinter dem Turm“ liegt). Die Hakenabstände sind hier ziemlich gross und es lohnt sich, ein gutes Verständnis mit dem Partner zu haben, damit er spürt, wann er/sie Seil nachgeben soll, da man sich nicht mehr sieht und auch nur schlecht hört. Nach dem Kamin (nun von links unten nach rechts oben “ hinter“ dem Turm) kommt ein weiterer Bohrhaken mit Ring. Ein Stand mit Schlinge kann da eingerichtet werden. Es ist die längste Seillänge, aber meiner Meinung nach trotzdem klettertechnisch nicht die Schwierigste.

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Denn die folgen meiner Meinung nach. Nach dem roten Turm gelangt man über einige 10m wieder über einfacheres Gelände, bis sich der Sporn wieder aufstellt. Etwa 10m weiter oben ist ein weiterer Bohrhaken sichtbar. Der Granit ist flach, aber immer in guter Höhe oder am Rand der Platten befinden sich wunderbare Kanten zum Halten oder die Option, den Körper in eine sichere Spannungslage zu begeben. Die Kletterei in den oberen 4 Seillängen, die wir alle zügig absicherten, machte richtig Spass. Die Route führt direkt auf die Kante, wobei man oft ordentlich Luft unter die Füsse kriegt. Wirklich schade, waren mit dem Erreichen des Galengrats die oberen vier Seillängen bereits vorbei. Das war Spass und Genuss pur!

Auf dem Sporn genehmigten wir uns uns eine Pause und genossen die Aussicht. Danach richteten wir wieder das kurze Seil her und stiegen mehr oder weniger direkt in die etwas abschüssige Gipfelflanke ein. Es bestand eine wunderbare Spur, die trotz hoher Schritte den Aufstieg sehr erleichterte. So erreichten wir ca. 40 Minuten mit nur noch wenig Saft in den Beinen den Gipfel des Galenstocks und freuten uns riesig über den Erfolg. Es war ein pures Vergnügen, diese wunderbare Aussicht zu geniessen! Unsere Tour heute und der gesamte Zustieg war ein Erfolg, ein erlebnisreicher Zugang über einige Kilometer und Höhenmeter in der wunderbaren Urner Natur ohne Motorisierung, eine ganzheitliche Tour im totalen Genuss!

..geschafft! Galenstock über den Südostsporn, 3586m

..geschafft! Galenstock über den Südostsporn, 3586m

Wir verweilten bei warmen Temperaturen und leichtem Westwind etwa 25 Minuten auf dem Gipfel des Galenstocks bis wir uns daran erinnerten, dass wir um 14:02 ein Postauto nach Realp hätten. Das nächste in die Gegenrichtung nach Gletsch (Grimsel-Meiringen) würde dann erst um 16:30 Uhr fahren. So entschieden wir uns für einen schnellen Abstieg auf den Rhonegletscher. Wollten wir das Postauto erreichen mussten wir rund 6.5 Km und 1400 Hm Abstieg in nur etwas mehr als 2h hinter uns bringen – wir hielten es für realistisch auch wenn wir das Gelände nicht 100% einschätzen konnten. Schnell waren wir aber beim Galensattel Pkt 3113 und stiegen in der Falllinie über mühsames und steiles Garnitblockgelände ab. Bei diesem Blockband entledigten wir uns der Steigeisen. Danach gelangten wir wieder auf Schneefelder die wir schneller Schritte überwinden könnten. Im unteren Bereich ist Vorsicht zu walten, da unter dem Schnee Abflussrinnen mit unbekannter Grösse lauern. Ein Schneedurchbruch beim darüber laufen kann ins Auge gehen. Sehr durstig konnten wir bei den vielen Wasserläufen unser Bedürfnis löschen und hielten aber in Anbetracht des engen Zeitplans nur dafür. Wir erreichten die steile Seitenmoräne des Rhonegletscher und folgten einer Wegspur mit Steinmann. Doch auf einmal war der Weg abgebrochen, wohl vom Winterschnee in einen Hangrutsch verwandelt. Nun, zurück und Zeit verlieren oder die steile, instabile Moräne runtersteigen. Wir waren immer noch angeseilt und entschieden uns für Zweiteres. Nach unglaublich viel Schutt, Steinschlagauslösung und Staub gelangten wir „endlich“ auf den Rhonegletscher. Jetzt hatten wir noch 45 Minuten bis das Postauto fuhr. Wir stellten uns bereits die Situation vor, dass wir angeseilt anzurennen kommen würden und gerade so ins Postauto einsteigen müssten. Auf dem aperen Gletscher konnten wir aber Zeit gut machen und gelangten trotz der mehrmaligen Umgehung von grösseren Spalten exakt 13:45 Uhr zum Ausgang durch den Touristenshop. Nach der Seilaufnahme liefen wir mit Klettergurten und Helm auf dem Kopf durch eine Horde persistent einkaufender und uns den Weg versperrender chinesischer Touristen.

Das Postauto erreichten wir und setzten uns zufrieden, aber erschöpft auf die vorderen Sitze…

 

Fazit

Die Durchführung solcher Touren erfüllt uns mit Glück zumal sie aus unserer Sicht viele Facetten des Unterwegs sein abdecken. Das Erlebnis war wunderbar, haben wir doch mit Verzicht (Gwächtenhorn, Westgrat), schlechtem Wetter etwas kämpfen müssen, dann aber wunderbare Wege, schönes Wetter, sagenhafte Weitsichten und eine wunderbare Tour auf den Galenstock und wieder runter mit perfektem Ausgang erleben dürfen. Der SE-Sporn ist absolut empfehlenswert und eine wunderbare, nicht allzu schwierige, kombinierte Hochtour, schon nur wegen den schönen Graniten.

Zeitmanagement

Albert-Heim Hütte 04:05 – Sidelenhütte 05:45, Pause 20′

Sidelenhütte 06:05 – Einstieg Sporn 08:00, Pause 15′

Südostsporn Ausstieg 10:00, Pause 25′

Galenstock 11:10, Pause 25′

Furka Belveder, 13:45

*(in Pausenzeiten sind jeweils Seil-, „Um- und Anziehmanöver“ eingerechnet)..

 

Material

4-5 Expresse (pro Seilschaft)

2 Bandschlingen pro Person für Stände/Sicherung

50m Seil  (beim Abseilen über den Galengrat mindestens notwendig)

ein Sicherungsgerät wie bspw. Tuber

ein Pickel pro Person

Steigeisen für den Zustieg zum Sporn und den Galengrat

Reepschnur zum Abseilen

Prinzipiell Spaltenrettungsmaterial bei gegebenen Bedingungen (z.T. redundant zum an und für sich mitgebrachten Material)

Was wir noch dabei hatten aber nicht brauchten: Eisschraube (u.U. sinnvoll am Galengrat bei Ausaperung)

 

Schwierigkeitsbeurteilung

tendenziell eher ZS- da Klettern max III+ und Routenfindung leicht anspruchsvoller

 

 

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