La Paz – eine atemberaubende Stadt…

Gepostet am Mai 10, 2013 in Alle Berichte, Bolivien, Geschichten sind Speisen für's Ohr.., Südamerika | Kommentare deaktiviert für La Paz – eine atemberaubende Stadt…

La Paz – eine atemberaubende Stadt…

La Paz

– eine atemberaubende Stadt…

[29.04.2013- 03.05.2013] Bolivien

… im wahrsten Sinne des Wortes!

Als wir vor vier Jahren zum ersten Mal nach Bolivien kamen, flogen wir direkt auf den Altiplano (Alti=Hoch; Plano=Ebene). Als wir danach mit hoher Herz- und Atemfrequenz von El Alto 4100m ü. M. mit dem Taxi runterfuhren, ging es uns gleich wie dem französischen Touristen der neben uns im vollbesetzten Micro sass, als wir vor ein paar Tagen von El Alto nach La Paz runterfuhren. Man passiert zuerst einen Abschnitt von El Alto, der zweitgrössten Stadt Boliviens und nach einem Checkpoint sieht man von der Autopista La Paz – El Alto, die runter nach La Paz bzw. rauf nach El Alto („der Hohe“) führt dieses immer wieder erstaunende und verblüffende Bild. Ein Talkessel übersäht mit Tausenden von Tonsteinhäusern, die vom nur spärlich vorhandenen Flachteil von La Paz die Hänge emporklettern, als gäbe es auf der ganzen Erde keinen anderen freien Platz mehr um ein Haus zu bauen.

La Paz - durchschnittlich auf 3900m ü.M. klicke zum vergrössern!

La Paz – durchschnittlich auf 3900m ü.M. klicke zum vergrössern!

Der Franzose hörte im vollbesetzten Micro nicht auf mit der Aussprache von Superlativen und überschwänglichen Ausrufen gemixt mit komik-artigen Lauten („ohhhhh“, „beeeellllllllllee“, „maniiiifique“, „ahhhhhhh“…). Als er zusammen mit uns am Plaza San Francisco aus dem Micro stieg und der Fahrer ihm mitteilte, er müsse 2.50 Bolivianos bezahlen (wir waren sicher 20 Minuten unterwegs), verschlug es ihm nochmals die Sprache (2.50 BOB = 0.3CHF).

 

El Alto ist eine rapide wachsende Stadt auf dem Altiplano, die sich schon lange von der Kante des Talkessels, worin sich La Paz befindet, gegen Westen, Süden und Norden ausbreitet. El Alto ist mittlerweile die 2. grösste Stadt Boliviens (nach Santa Cruz) mit etwas mehr als 1.1Mio Einwohnern. Demografisch gesehen besteht El Alto aus überdurchschnittlich vielen jungen Menschen, also unter 19-jährigen Menschen. El Alto ist Produkt von mehrheitlich zwei Faktoren: Landflucht (Suche nach Perspektive in der Stadt) und Platzmangel in La Paz. El Alto gilt als relativ unsicher, ist eine der ärmsten und zugleich eine der am schnellsten wachsenden Städte der Erde. Weil der Raum La Paz – El Alto keine strikte Grenzen aufweist, ist es der grösste zusammenhängende Wohnungsraum von Bolivien mit etwas mehr als 2 Mio Einwohnern auf durchschnittlich 3900m ü.M.!

La Paz ist entgegen Meinung vieler nicht die Hauptstadt Boliviens, sie ist lediglich der Regierungssitz. Am Plaza Murillo finden sich die zwei schmucken Bauten Palacio de Gobierno (der Sitz des momentanen Präsidenten Evo Morales) und Asamblea Legislativa Plurinacional (Legislativsitz Boliviens). La Paz selber weist einen erstaunlichen Höhenunterschied innerhalb der Stadt auf. Die Zona Sur, die wie es der Name bereits verlauten lässt, sich im Süden des Stadtteils ansiedelt, ist zu gleich der tiefste Teil der Stadt auf rund 3200m ü.M. Der Stadt Wohnungszonen klettert von der Zona Sur praktisch in alle Himmelsrichtung die „Kesselwände“ empor bis die Häuser auf den Altiplano „überschwappen“. Der Altiplano rund um La Plaz (wo sich El Alto ausbreitet), liegt auf 4100m ü.M. Damit beträgt die Höhendifferenz der Stadt praktisch 1000 Meter.

Warum sich die Reichensiedlung am tiefen Südende der Stadt ausbreitete, dürfte uns folgende These mindestens zur Vermutung veranlassen. Durch die Temperaturabnahme mit der Höhe von im Durchschnitt 0.6 Grad C pro 100m entsteht eine Temperaturdiskrepanz von im Durchschnitt rund 6 Grad C zwischen den höher gelegenen Viertel und der Zona Sur (den oben stärkeren Windchill-Faktor nicht einbezogen).

Nach fast einer Woche in Rurrenabaque (Bericht hier), im Amazonas Boliviens, wurde die Rückkehr auf fast 4000m ü.M. von unseren Körpern etwas missgünstig wahrgenommen. Einerseits herrschte in La Paz ein völlig anderes Klima (im ∅ über Tag und Nacht 7-8Grad im Vergleich zu den tropischen 28 Grad in Rurre) und andererseits waren wir auf einen Schlag wieder knapp 3500m höher als eben noch. Die steilen Strassen hinauf zum Hexenmarkt, wo wir unser Hostel hatten, wurden jedes mal zu einer sportlichen Aktion mit hoher Atemfrequenz. Auch der Mate de Coca vermochte diesmal nicht so zu verhelfen. Wir fanden allerdings in der Calle Illampu gegenüber unseres Hostels eine Schweizer Bäckerei, die vor vier Jahren noch nicht da war. Hier gab es nicht nur eine super und vertraute Rüblitorte, sondern auch Chäs-Rösti mit Spiegelei überbacken und einen grünen Salat. Weil wir ja schon etwas länger auf Reisen sind, gönnten wir uns in den insgesamt 7 Tagen La Paz 3 Mal eine Rösti.. =)

Ansonsten war unser Alltag geprägt vom durch die quirligen und geschäftigen Strassen Schlendern. Am ersten Mai schauten wir aus der Ferne den vielen Demonstrationszügen und den musikalischen Darbietungen zu.  Hier bedeutet 1. Mai noch was man sich als Europäer nur entfernt darunter vorzustellen vermag. Wir besuchten den Plaza Murillo, der mehr Tauben beherbergt, als das Quartier dort Einwohner. Anderntags schlenderten wir der Zentralstrasse, Prado genannt, entlang und suchten beim Eindunkeln im geschäftigsten und wohl auch mondänsten Stadtviertel einen Supermarkt oder genossen einen Ausflug in das eher grünere Viertel Mariscal wo sich der Parque Laikakota befindet. Wir trafen auch Danielle und René (Blog) wieder, mit welchen wir ein paar schöne Tage in Sucre verbracht hatten. Zusammen tauschten wir die neusten Geschichten aus und genossen den Abend.

Weil am 1. Mai gemäss dem netten Jungen im Travelbüro alle Busfahrer in La Paz betrunken wären, würden am 2. Mai keine Busse nach Cusco (Peru) fahren. So kauften wir uns für den 3. Mai Bustickets und fuhren am Morgen des dritten Mai von La Paz nach Peru.

 

Adios Bolivia – hemos disfrutado de cada minuto!