Nicaragua – América Central

Gepostet am Jun 24, 2013 in Alle Berichte, Geschichten sind Speisen für's Ohr.., Nicaragua, Zentralamerika | 1 Kommentar

Nicaragua – América Central

Nicaragua –

herzliches Bienvenido für Fremde

& eine tropische Busfahrkultur

[12 de Junio] Nicaragua

Per Flieger und deshalb viel zu schnell landeten wir quasi auf einem anderen Kontinenten unserer Erde – das erste Mal setzten wir unsere Füsse auf nicaraguanischen und somit auf zentralamerikanischen Boden. Mit grossem Respekt und vielleicht auch ein wenig Angst waren wir im „gefährlichen“ Nicaragua angekommen. Auch das erste Mal betraten wir wohl ein Land mit dermassen wenig Wissen und Plänen wie kaum je zuvor. Am Flughafen in der Hauptstadt Managua schnappten wir an der Touristeninformation ein paar ansprechend gestaltete Prospekte und eine Landeskarte, im Gepäck hatten wir nur die PDF-Dateien eines Reiseführers gespeichert. Mit einigen Vorurteilen gespickt durch Geschichten, die man sich unter Reisenden erzählt, war unsere Absicht, die Millionenstadt Managua so schnell wieder zu verlassen, wie wir hier erschienen waren.

Das offizielle Taxi bringt die Touristen für 30 US$ vom Flughafen an quasi jeden Ort in der Stadt, das halboffizielle für 20 US$ und das an der Strasse ausserhalb des Flughafenareals für ein paar zerquetschte Córdoba überall hin wo man möchte. Wir entschieden uns für das halboffizielle Taxi und liessen uns an einen der beiden Busbahnhöfe, benannt Roberto Huembes fahren. Bei der 15-minütigen Autofahrt mit Blick aus dem Fenster und dem beschränkten, natürlich subjektiven Gefühl von Sicherheit wurde uns erstmals bewusst, dass reisen in Nicaragua nicht mehr in die Kategorie „Exotik für Anfänger“ gehören würde. Vielmehr dürften die Erfahrungen hier wieder mal Neuland – purere Exotik, nicht alltägliche Geschichten, Neuerfahrungen gespickt mit Verblüffung, Erstaunen und Bewunderung werden.

Der Verkehr war nicht wie man sich das von Millionen-Hauptstädten gewohnt ist – ein paar Busse, Autos und Motorräder waren auf den Strassen unterwegs. Die meisten Menschen können sich hier nicht einen eigenen motorisierten Untersatz leisten. Der öffentliche Verkehr – so unsere Ansicht nach dem ersten Reisetag in Nicaragua – schien nicht schlecht ausgebaut. Der Taxifahrer hatte uns mit guten Wünschen wie „Versteckt eure Reisepässe ja immer gut im Gepäck!“ anfangs einer Staubpiste abgesetzt. Wir passierten einige Marktstände, bevor wir einen Platz ohne viel Infrastruktur vor einem grossen, luftigen Wellblechgebäude mit ein paar davor stehenden abgekarrten Bussen stationiert, erreichten. Ohne dass wir hätten fragen müssen, waren unsere Rucksäcke nach unserem bestimmten Eingreifen zuhinterst in einem Bus und nicht auf dem Dach verstaut und wir getrennt auf den letzten Sitzplätzen untergebracht und unterwegs nach Rivas, einer Stadt nahe unseres Reiseziels. Die ca. dreistündige Busfahrt kostete 50 Córdobas (2 CHF). Aufmerksam beobachteten wir, was um uns herum passierte und hatten die Backpacks stets im Augenwinkel. Denn an der Hinterseite des Busses gab es eine Türe, die meist als Ausstieg benutzt wurde und unser Gepäck immer wieder gefährlich an den Abgrund brachte.

Unterwegs hielten wir und es wurde abgeladen: ein paar Stacheldraht-Rollen, Holzbretter, einige Kisten Bodenplättli, Metallstangen… da hatte wohl jemand im Baumarkt eingekauft! In Rivas war Endstation und wir erlitten unseren zweiten Kulturschock: wie auch in asiatischen Ländern üblich, wurden wir von einer Horde Männer empfangen die alle lauthals auf uns einredeten. Innert kürzester Zeit waren wir im nächsten Bus – gleiches Modell, jedoch deutlich verbrauchter – untergebracht. Eine Stunde später fuhren wir in San Juan del Sur an der pazifischen Küste zum Einleben auf dem „unbekannten Terrain“ ein.

 

San Juan del Sur

[12 – 19 de junio]

Über die Woche San Juan del Sur an der pazifischen Küste ist schnell berichtet: schlaaaafen, waschen, Desayuno Nica, Curry-Reis, Playas Maderas & Hermoasa, plantschen, Buch lesen, Affen beobachten, uns über Nicaragua informieren, Reisepläne schmieden, verschnaufen von der bisherigen Reise, uuuuund…

…nichts tun!

 

 

Tropisch-nicaraguanische Busfahrkultur

Losfahren heisst auch hier wie wahrscheinlich in ganz Lateinamerika nicht zielstrebig eine Destination anstreben, sondern einfach losfahren. Denn der Bus hält unterwegs in jedem Fall hundert Mal mehr, als einem lieb ist, auch wenn das nur ein paar Schritte neben dem Busbahnhof ist – der Bus hält immer und überall, wenn jemand zu- oder aussteigen möchte.

Ausschnitte aus dem öffentlichen Verkehrsleben in Nicaragua

Chicken-Bus-Life (<click>)

Dem Geschehen im Bus zuzusehen und selbst daran teilzunehmen ist eine äussert spannende und amüsante Angelegenheit und bringt nicht zuletzt neuen Wind in unsere bereits längere Reisegeschichte. Die tropische Busfahrkultur zauberte uns beiden ab der ersten Minute ein entzücktes Lächeln ins Gesicht und der Fahrtwind beim Kopfausdemfensterhalten liess das geliebte Freiheitsgefühl aufflackern.

Die für uns bis dahin unbekannte Gefährte sind alte, wahrscheinlich eher uralte Chicken-Buses, längst ausgemusterte amerikanische Schulbusse, welche alle – zumindest von aussen betrachtet – kreativ in Schwung gehalten werden mit den farbenprächtigen Bemalung der Karosserie. Sie bieten keinen Platz für gar nichts, jedenfalls nicht für die Beine eines durchschnittlich grossen Mitteleuropäers. Nebst der auffälligen Bemalung ist der Motorenlärm auch aus grossen Distanzen zu vernehmen, so dass man sich noch gemächlich an die Strasse begeben und den Bus anhalten kann.

Einmal unterwegs, werden ständig Sachen eingeladen und im spärlichen Laderaum des Busses aufeinandergestapelt, nach ein paar Kilometer wieder ausgeladen, die Baumarkt-Einkäufe für den Haus-Anbau transportiert. Da werden Nüsse, Früchte, Gebackenes, Fritiertes und ganze Mahlzeiten mit Chicken, Pommes und Salat verkauft, andere erklären anhand von Darstellungen in Anatomiebüchern pathologische Prozesse im Körper und verkaufen unter anderem Parasitentabletten. Busfahren in Nicaragua ist somit ein bisschen unsere Lieblingsbeschäftigung geworden und morgen geht’s dann auch weiter, im Chicken-Bus und die Zeit wird wie gewohnt wie im Flug vorbeigehen mit dem gebotenem Schauspiel…

 

1 Kommentar

  1. Toll, eure ersten Zentralamerika-Eindrücke und die Fahrten in den topneuen Bussen;-))
    LG Bidi

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