Parque Nacional Tierra del Fuego

Parque Nacional Tierra del Fuego

Südlich der Magellanstrasse – wo der Portugiese Fernando de Magallanes unter spanischer Flagge im Jahr 1520 durchsegelte und dem Meerweg damit den Namen gab, liegt Ushuaia. Festland kann dieser Region nicht mehr zugesagt werden, es trennt sie durch die Magellanstrasse von Patagonien. Der Name ist nicht etwa durch rauchende Vulkane entstanden, nein hier ist fast alles aus felsenfestem Granit. Beim Durchsegeln der Magellanstrasse wurde der Seeweg durch die Feuer an den Ufern gesäumt und so gaben die Segler dem Land den Namen Feuerland.

Im Museo Yamana in Ushuaia haben wir mehr über die Ureinwohner Feuerlands, die Yamana, erfahren. Zwischen 12 000 und 10 000 Jahren vor heute gab es zwischen Patagonien und Feuerland dank deutlich tieferem Meeresspiegel eine Landbrücke, worüber Landtiere und Menschen immigrieren konnten. Die Yamana waren ein Volk von Jäger und Sammler, die trotz dieser rauen Klimazone nackt lebten, lediglich mit einer dicken Fettschicht einbalsamiert und bei Wind mit einem Rückenfell geschützt. Feuer war ihr ständiger Wärmespender – selbst in den aus Nothofagus-Bäumen gebauten Kanus brennte in der Mitte des Kanus stets auf einer umgekehrten Grasmutte oder einem Häufchen Sand ein Feuer, damit sie sich warm halten konnten.

Tierra del Fuego ist durchdrungen von vielen Buchten und Meerengen, die durchsegelt werden können. In diesem Gebiet entstanden im Laufe der Jahrtausenden viele hunderte von Inseln und grosse Berge, die auch jetzt im Spätsommer noch viel Schnee an ihren Gipfelflanken aufweisen. Die Berge sind zwar in ihrer Höhe nicht übermässig mächtig, allerdings möge man berücksichtigen, dass sie in der Regel bis hinunter ins Meer münden und somit  trotzdem 1000 Meter und höhere direkte und steile Flanken besitzen.

Cerro Guanaco 973m ü.M.

Erstaunt über die milden Temperaturen und das sonnige Wetter ohne Wind bei unserer Ankunft erfuhren wir im Hostel, dass nochmals zwei prächtige Tage vorausgesagt waren und uns empfohlen wurde, diese gut zu nutzen. Gesagt – getan! Und schon am ersten Tag packte uns das Wanderfieber wieder; und wir wollten hoch hinaus, so zog es uns an den Berg.

Mit dem Bus Linea Regular wurden wir von Ushuaia in den Parque Nacional Tierra del Fuego gefahren. Im Park gibt es mehrere Busstationen zum Ein- und Aussteigen. Wir fuhren bis ans Ende der Strasse und stiegen beim Lago Roca aus. Unser Ziel war nämlich der 973m hohe Cerro Guanaco, von wo wir uns einen schönen Ausblick erhofften. Hoch ist er nicht gerade der Berg – allerdings relativiert sich die zu steigende Höhe von knapp 1000m ü. M. (973m ü.M.), wenn man an der Küste einer Lagune, also auf Meereshöhe, steht. Eigentlich sieht es nicht viel anders aus als in den Alpen. Die Lagune ist blau-grün schimmernd, die hoch wirkenden Berge tragen Schnee und Eis in ihren Flanken und am Morgen ist es bisweilen jeweils bewölkt und etwas zügig. Vom Lago Roca, der im Nordosten einzelne Kiesstrände besitzt, streift der schmale Weg entlang der Küste in dichtem Wald um nach ca. einem Kilometer den See Richtung Nordosten zu verlassen. Der Weg steigt an über viele Wurzelstöcke, Steine und entlang vieler verschiedener Bäume, die teilweise sehr hoch sind. Weiter oben, auf ca. 450m ü.M. haben wir zum ersten mal etwas Aussicht auf den Lago Roca:

Lago Roca

Erste Aussicht auf den Lago Roca.

Von da an lichtet sich der Wald – in Feuerland liegt die Baumgrenze auf erstaunlich tiefen 600m ü.M. Auf ca. 500 Meter über Meer ist der Weg mit mittelgrossen Büschen gesäumt, ein tiefer Sumpf muss durchquert werden -unsere Bergschuhe waren ein grosser Nutze. Spätestens im Sumpf hatten wir die anderen Trekker hinter uns gelassen =) und von da an durften wir alleine unterwegs sein.

Nach dem Verlassen des Waldes und des feuchten Buschlandes gelangten wir auf eine hochmoorartige Wiese und durchquerten sie bis hinüber zur steinig-plattigen Flanke. Der Weg bis auf den Gipfel ist von da an gut zu sehen. Er schlängelt sich der Längsseite des langgezogenen Bergrückens des Cerro Guanaco entlang und führt teils steil trittlos dem Gipfel entgegen. Nach einem kleinen Verpflegungsrast stiegen wir langsam weiter hoch. Das Panorama war hier schon atemberaubend. Mit steigender Höhe wurde das Klima allerdings abrupt und merklich rauer. Nach rund 2.5 Stunden erreichten wir den steinigen Gipfel wo wir von einem schönen Gipfelfuchs überrascht wurden.

Fuchs auf dem Gipfel

Fuchs auf dem Gipfel

Wir genossen die überaus berauschende Natur, die super Aussicht auf den Beagle-Kanal und die Lapataia-Bucht. Zum grossen Glück kam auch mit unserer Ankunft auf dem Gipfel die Sonne hervor und die Temperatur stieg fühlbar an. Im Nationalpark Tierra del Fuego existieren etliche Buchten, Lagunen und überall fliesst Wasser aus den Bergen. Nirgends ist man sicher ob es sich dabei um Süss- oder Salzwasser handelt.

Wieder im Abstieg machten sich unsere Beine langsam bemerkbar. Nach der 41-stündigen Reise, die wir am Tag zuvor beendeten und den vorangehenden vielen Wochen ohne viel Sport waren sie für die lange Tour nicht mehr gut trainiert.

Unten am Lago Roca bei super Wetter angekommen, legten wir uns k.o. in den Kieselstrand. Erschöpft gönnten wir uns nach dem Baden der Füsse im überraschenderweise nicht mal so kalten Wasser ein Nickerchen.

Tourdaten: Cerro Guanaco 973m ü.M.,  Tour-Datum: 3 März 2013; Tour Schwierigkeit: T3+; Strecke: Camping Lago Roca – Verzweigung Cerro Guanaco Trail/HITO XXIV Trail – Baumgrenze – Cerro Ganaco. Auf- und Abstieg: ↑1043m ↓1043m; Zeitbedarf: 5:02h; Kartennummer: Karten gibt es nicht wirklich gute. Das Touristeninformationszentrum am Hafen von Ushuaia gibt gratis A4-Papierkarten ab, die jedoch nicht sehr einfach zu interpretieren sind. Allerdings geben sie einen guten Überblick.  Zufahrt zum Ausgangspunkt: Bus Linea Regular fahren irgendwohin im Park und holen die selben Personen an verschiedenen Meetingpoints wieder ab.

Download file: Ganaco_ushuaia.gpx

Fussmarsch auf Feuerland

Die gestrigen Strapazen vergessen zog es uns heute wieder in den Feuerland-Park. Im Bus trafen wir Corinne, auch eine Schweizerin, mit welcher wir den ganzen Tag marschierten.

In der Zaratiegui-Bucht stiegen wir aus dem Bus und gelangten zu Fuss auf den kurzen Steg, welcher uns zur südlichst gelegenen Poststelle der Welt – Unidad postal al fin del mundo – brachte. Mit grossem Vergnügen liessen wir unsere Pässe abstempeln und schrieben 2 Postkarten nach Hause.

Die südlichste Post der Welt

Die südlichste Poststelle der Welt – unidad postal al fin del mundo

Der Weg führte uns der Küste entlang 8 km während 3 Stunden bis zum Lapataia-River. Hinter jeder Kurve kam erneut eine wunderschöne, idyllische Kieselstein-Bucht mit bergseeklarem Wasser zum Vorschein. Die Vegetation beeindruckte uns wie wohl einst Charles Darwin, als er auf Feuerland unterwegs war. Trotz des Spätsommers erschien uns der Park in vollem Grün, keinen Anschein von herbstlichem Einfluss und bevorstehendem eisigen Winter.

Bei einer Kaffepause beim Lago Roca wurden wir von einem vorbeihetzenden Fuchs überrascht und waren erstaunt über die relativ zutrauliche Chimangokarakar-Familie – eine angsteinflössende Mutter mit ihren Jungen. Weiter schritten wir voran in das Lapataia-Gebiet mit dem kurz wilden Lapataia-River, unterschiedlich farbigen Lagunen und Seen bis an die südwestliche Grenze des Nationalparkes. Nochmals hatten wir heute unglaubliches Wetterglück – häufig im T-Shirt unterwegs bei meist sonnigem Wetter waren unsere Befürchtungen vom rauen Wetter hier im Süden längst verflogen.

Als Krönung des Tages marschierten wir – die Zeit bis zum letzten Bus zurück war bereits knapp geworden – zur Lapataia-Bucht. Das erste Mal blickten wir in farbiger Abendstimmung über die ganze Bucht.

 

 

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