Rundtour über die wilden Strubel

Gepostet am Apr 1, 2012 in Alle Berichte, Bern, Geschichten sind Speisen für's Ohr.., Hochtour, per pedes, Schweiz, Skitour, Wallis | Keine Kommentare

Rundtour über die wilden Strubel

Rundtour über die wilden Strubel

Tour Datum: 1.-2. April 2012, Tour Schwierigkeit: WT5, ZS-
Strecke: Engstligenalp, Bergstation – Tossen Skilift – Chindbettipass – Tälisee – Roter Totz – Rote Totz Lücke – Lämmerengrat – Lämmerenhütte – Wildstrubelgletscher – Wildstrubel Mittelgipfel – Grossstrubel – Frühstrücksplatz – Engstligenalp, Bergstation
Auf- und Abstieg: ↑ 2000m ↓ 2000m
Zeitbedarf: 2 Tage
Kartennummer: 263S (Skitourenkarte Wildstrubel 1:50’0000 / L1267 (Landkarte 1:50’000)

Unterkunft: Lämmerenhütte (http://www.laemmerenhuette.ch)

Eine super Rundtour mit etwas schwierigem Abstieg

Am Sonntag den 1. April 2012 machten wir uns auf den Weg auf die Zweitagestour. Zu viert (Sara, Mike, Sarah & Raphael) zog uns der langweilige Schlepplift von der Bergstation Engstligenalp nach hinten zum Tossenbügellift, welcher uns anschliessend nach oben brachte. Ca. auf der Hälfte des Weges zum Chindbettipass bügelten wir ab, banden das Snowboard an den Rucksack, bzw. fellten an und marschierten auf gewohntem Weg los. Es wehte ein kühler Wind. Das Wetter meinte es allerdings gut mit uns, ein kurzer Blick ins Tal verriet, dass die „Flucht“ in die Höhe die best möglichste Option war, den Tag, bzw. die Tage um den Monatswechsel zu verbringen.

Entlang des Gipfelmassivs des Wildstrubel (einer der drei Gipfel im Rücken) / Sicht zum Grossstrubel und damit unserem weiteren Wegverlauf

Auf dem Mittelgipfel des Wildstrubel 3243m ü.M.: Entlang des Gipfelmassivs des Wildstrubel (einer der drei Gipfel befindet sich im Rücken, der Lenkerstrubel) / Sicht zum Grossstrubel und damit unserem weiteren Wegverlauf

SAC Route 742a, bei der Verzweigung in 738c einsteigen

Ca. nach einer Stunde erreichten wir den Chindbettipass, da hiess es Snowboard wieder anschnallen und auf der Ostseite des Chindbettihore in den schon sulzigen Hang reinzukurven. Etwas südlicher des momentan (Schnee- und Eis-bedeckt) nicht sichtbaren Tälliseelis angekommen, marschierten wir dann wieder los in Richtung Süden, wo uns auf der Ostseite Altels, Balm- und Rindehorn zuwinkten und der Rote Totz uns nach knapp 90 Minuten empfing. Der Rote Totz kann direkt angesteuert werden, man muss dann allerdings die Skier / Schneeschuhe ausziehen, weil man ein kurzes Stück auf Fels geht, danach quert man den Felskopf auf der hinteren Seite (Südseite) und dreht sich quasi um die Achse des Gipfels und kommt ostseitig auf den plateauartigen Gipfel. Der Aufstieg vom Tälliseeli dahin ist stetig und direkt und führt entlang etlicher guter Spuren.

SAC Route 738c, und zur Lämmerenhütte 738b
Wir genossen bei ausgiebigem Sonnenschein die wunderbare Aussicht auf die vielen hohen Walliser (Weissmies, Mischabelgruppe, Weisshorn, Matterhorn, Dent Blanche etc.) und verweilten da eine gute Stunde. Danach bewegten wir uns über den Grat zur Roten Totzlücke wo wir kurz einen Gipfelbucheintrag machten (das Gipfelbuch des Roten Totz befindet sich bei der Roten Totz Lücke, nicht auf dem Gipfel des Roten Totz). Danach fuhren wir auf der Südseite durch das Lämmerental. Auf der Nordseite, entlang des Steghorns sind verschiedene Lawinenkegel zu sehen. Die Fahrt war angenehm, an einzelnen Stellen fand man bisweilen noch Pulverschnee. Etwa um 15.30 Uhr waren wir nach einem sehr gemütlichen ersten Tag bei der Lämmerenhütte angekommen und gönnten uns ein grosses Panache. Die Lämmerenhütte war für einen Sonntag im Spätwinter mit rund 30 Besucher gut gefüllt.

Wir genossen den Abend und liessen uns von der schönen Umgebung und dem schönen warmen Wetter rund um die Lämmerenhütte bezirzen. Nach ausgiebigem Nachtessen und einer Runde Wizard legten wir uns in den Daubenhornschlag und schliefen tief bis 05:50 Uhr.

SAC Route 734a, vom Mittleren Gipfel des Wildstrubel zum Grossstrubel 734b in 734a
Nach dem Frühstück liefen wir um 07:30 Uhr entlang der Südseite der Felsen des Lämmerenhorns (von der Lämmerenhütte in westlicher Richtung) Richtung Wildstrubelgletscher. Nach dem Lämmerenhorn zweigt die Route nordwärts zwischen Felsen durch (nordostseitig entlang jenen des Lämmerenhorns) und nach ca. 200 Meter wieder westwärts auf die untere Fläche des Wildstrubelgeltschers und weiter entlang der Mittelmoräne. Bevor es leicht steiler wird, machten wir noch eine kurze Trinkpause und entledigten uns der Mützen und Jacken, weil es doch unter starker Sonneneinstrahlung ziemlich warm wurde. Nach einer ersten etwas steileren Passage kommt ein kurzes Flachstück, vor dem Eisfall (mittlerer Teil der über 30 Grad Neigung aufweist) stiegen wir auf der linken, etwas flacheren Seite auf und erreicht ca. 20 Minuten später wieder flacheres Gelände. Der Aufstieg war sehr angenehm, trotz „Spurarbeit“ sanken wir praktisch nicht in den kompakten Schnee ein. Spalten gibt es zur Zeit keine auf der gewählten Route (bzw. sie sind gut zugeschneit).

Im flacheren Stück bogen wir Richtung Nordwesten zum bereits sichtbaren Mittleren Gipfel des Wildstrubel auf. Um 09:50 Uhr standen wir bei wunderbarem Wetter und einzigartiger Rundsicht auf dem Mittelgipfel des Wildstrubel (3243.5m ü.M.). Der sehr kühle Westwind veranlasste uns allerdings zur Fortführung unserer Tour, diesmal nach Osten entlang des breiten und gut durchlaufenen Grats in Richtung Grossstrubel. Die Route führt exakt der Kantonsgrenze Bern Wallis entlang und ist distanzmässig nicht zu unterschätzen. Geschätzt dürfte die Weglänge zwischen Mittelgipfel und Grossstrubel rund 2Km sein. Nach einer Mittagspause in einer „hilben“ Ecke und etwa 2/3 der Distanz, wo sich der Abstieg Richtung Frühstücksplatz in der Form einer breiten nordwärts gerichteten Öffnung des drei-Gipfel-Massivs befindet, ist zugleich der tiefste Punkt der Überschreitung (Depression, Pkt. 3098), die man passieren muss, um zum Grosstrubel zu gelangen. Danach steigt die Route zuerst etwas steiler, dann flach, dann wieder etwas steiler bis zum imposanten Gipfelaufbau des Grosstrubel. Imposant, weil der Grosstrubel nordwärts, ostwärts und südwärts steil und felsig abfällt. Das Gipfelkreuz des einen halben Meter tiefer gelegenen (im Vgl. zum Lenkerstrubel und Mittelgipfel) Grossstrubels ist ausgesetzt auf einer Felsstufe aufgebaut. Vom Grossstrubel sieht man die auf’s  Steghorn runter, eine Tour die ich auch gerne mal unternehmen werde…

Auf dem Grossstrubel war es annähernd windstill und angenehm warm, weswegen wir etwas verweilten und die wunderschöne Aussicht genossen.

SAC Route 735a via Frühstücksplatz, mit Flyschweng-Variante nach Engstligenalp
Vom Grossstrubel direkt auf’s Snowboard gestiegen und: Schöne Abfahrt auf zwar ziemlich harter „Piste“ bis zur angesprochenen Depression (wir haben einzelne Utensilien (Seil, Pickel, Flaschen etc.) da deponiert). Von Pkt. 3098 fuhren wir entlang der ostseitigen Felsen in die steiler werdende Passage. Entlang des ostseitigen Felsen und unten rum bis der Frühstücksplatz sichtbar wird. Der Frühstücksplatz ist ein Standpunkt auf dem oberen, dem Grosstrubel zugeneigten Teil des Ammertengrats, der sich vom Ammertenpass zum Grosstrubel hinzieht. Neben der Traverse via Frühstücksplatz gibt es, je nach Schneesituation eine weitere Abfahrtsmöglichkeit, die zum darunter liegenden Strubelgletscher (auf der Ostseite des Ammertengrats) führt. Sie findet sich etwas weiter nördlich (ca. 20 Meter nördlich vom Frühstücksplatz, bzw. dem Grat nach unten). Sie wird zur Zeit verwendet, ist allerdings noch exponierter als die momentan schon sehr exponierte Traverse über den Frühstücksplatz. Nun, mit Skiern ist das ganze rutschpartienmässig zwar nicht trivial, aber durchaus machbar. Nun kam allerdings die ganze Übung nur entweder mit dem Snowboard am Rücken und den Schneeschuhen an den Füssen, oder umgekehrt mit dem Snowboard an den Füssen und den Schneeschuhen am Rücken in Frage!? Unsere zwei Ski Cracks, Sara und Mike meisterten die Passage mit Bravour…

Wir entschieden uns für die Variante Schneeschuhe an den Füssen. Der Einstieg ganz oben ist zur Zeit sehr steil, die Aufstiegsspur zu eng gelegt und zu exponiert, um mit den Schneeschuhen duchzulaufen. Weil sie ganz oben durchführt und unterhalb alles eisig gefroren und direkt steil abfällt nicht für uns gemacht. Man bemerke hier auch, dass unterhalb einzelne Felsen einen Sturz u.U. folgenschwer machen würden. Im Einstieg in den ersten 3-4 Meter Abstieg war der Schnee sulzig-nass und oberflächlich aufgeweicht und damit nicht für die Zacken der Schneeschuhe prädestiniert. Ich hatte keinen Halt, Schritt für Schritt und dann kam der Ausrutscher und einige Sekunden später lag ich kopfüber etwa 25 Meter weiter unten, etwas geprellt und geschürft, aber lebendig und nach ersten Anzeichen unverletzt. Glück im Unglück, zumal ich nur einige Centimeter am darunter liegenden Felsen vorbeiflog. Nochmals gut gegangen! Da Sarah etwas beängstigt durch diesen Vorfall auch nicht gerade Lust hatte, es mir nachzuahmen, musste der Pickel hoch. So blieb nur die Option, nochmals hochzusteigen. Etwas widerwillig aber trotzdem selbstverständlich machte ich ein Depot für den schweren Rucksack und stieg bewaffnet mit mit Pickel wieder auf den Frühstücksplatz. Wir starteten eine Art Aktion „Partnerrettung“, die dann zwar etwas andauerte aber alles in allem erfolgreich war. Zum grossen Glück hatten wir den Pickel dabei, diesen konnten wir par excellence einsetzen! Die Lehre daraus war, dass bei der nächsten ähnlichen Situation das Seil eingesetzt würde… :-)

So erreichten wir gesund, aber noch etwas mit dem Schock in den Beinen die schönen Nordhänge des Grossstrubels. Einen Schluck des gut mundendenden Gipfeltrunks von Mike und wir sahen uns auf dem Weg entlang des Grossstrubels in östlicher Richtung. Nach dem letzten Felsvorsprung bogen wir Richtung Norden in den schönen Hang ab und kurvten den wunderbaren Hang runter bis zur Piste des Skigebiets. Einzelne Passagen sind trotz der stark befahrenen Hänge in gutem Zustand und mancherorts konnten wir schöne Kurven in den Schnee zeichnen.

Unten angekommen liessen wir uns auf ein grosses Helles ein und genossen die schöne Tour in Gedanken! :-)

Zeitbudget in der näheren Ansicht (A=Abfahrt / Au= Aufstieg / G=Grat):

Tag 1Bedingungen
1. Tossen – Chindbettipass: 1.5h (ab 2325m ü.M.) AuHart / Sulz / Bruchharsch
2. Chindbettipass – Tallisee: 0.25h ASulz
3. Tällisee – Roter Totz: 1.25h AuSulz / Pulver hart
4. Roter Totz – Rote Totzlücke: 10 Minuten GPulver verweht / hart
5. Rote Totzlücke – Lämmerenhütte: 0.3h ASulz / gut zum fahren
Tag 2
6. Lämmerenhütte- Wildstrubel Mittelgipfel: 2.20h AHart / vereinz. Pulver gut
7. Wildstrubel Mittelgipfel – Grossstrubel:  0.6h G & AuPulver hart
8. Grossstrubel – Frühstücksplatz – Engstligenalp: 2.5h APulver hart / Bruchharsch

 

 

 

 

 

 

Ein super Tourenklassiker – für Schneeschuhtouren eher oberers Anforderungsprofil (je nach Bedingungen am Frühstücksplatz und auf dem Gletscher)- wie wir denken. Vielen Dank an Mike, Sara & Sarah … es war wieder super!

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